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Medienkritik

Den Bock zum Gärtner gemacht

Linke Extremisten als Stars eines Kinofilms? Nicht nur Opfer linker Gewalt sollten da Bauchschmerzen bekommen. Regisseurin Julia von Heinz, die früher selbst der linken Szene angehörte, hat mit ihren Stars offensichtlich weniger Probleme: Ihr Film „Und morgen die ganze Welt“ porträtiert eine Gruppe militanter Anhänger der „Antifa“. Aus ihrem lautstarken, zunächst aber friedlichen Protest gegen (vermeintliche) Rechtsextremisten erwächst ein neuer linker Terrorismus. Der Film ist bei Alamode auf DVD und Blu-ray erschienen.

„Und morgen die ganze Welt“ ist durchaus mitreißend inszeniert. Das intensive, glaubwürdige Spiel der Darsteller vermag zu überzeugen. Der Zuschauer verfolgt knapp zwei Stunden lang den sich langsam, aber unaufhaltsam zuspitzenden Kampf von Hauptfigur Luisa (Mala Emde) und ihren Mitstreitern. Die Tochter aus gutem Haus geriet über Freundin Batte (Luisa-Céline Gaffron) an ein linkes Wohnprojekt und driftet immer stärker in die gewaltbereite „Antifa“-Szene ab.

Ihr Protest gegen eine rechte Partei führt Luisa (Mala Emde) immer weiter in die Abgründe eines neuen linken Terrorismus. (Foto: Oliver Wolff/Alamode Film)

Ob die Schlacht, die Luisa glaubt, kämpfen zu müssen, wirklich sinnvoll ist und ob sie mit den richtigen Mitteln ausgefochten wird – das steht für Luisa außer Frage. Auch die linksalternative Parallelwelt, in die die großbürgerliche Luisa eintaucht, steht nicht zur Diskussion. So hinterlässt der Film einen äußerst faden Geschmack. Für Julia von Heinz sind die Links­extremisten keine wirklichen Täter, sondern lediglich Getriebene ihres vermeintlich legitimen Widerstands gegen „Rechts“.

Freundin Batte will zwar von einer militanten Lösung nichts wissen. Und auch Ex-Terrorist (Andreas Lust), bei dem Luisa, Alfa (Noah Saavedra) und Lenor (Tonio Schneider) zwischenzeitig Unterschlupf finden, warnt vor „einfachen Antworten“ – das war es dann aber auch schon mit der Dis­tanzierung. Aus einem legitimen Protest gegen die politische Rechte erwächst in „Und morgen die ganze Welt“ Selbstjustiz. Sogar Spreng­stoffanschläge heißt der Film letztlich gut – solange sie die „richtigen“ Gegner treffen.

Das stellt eine gefährliche Reinwaschung politisch motivierter Gewalttaten dar, für die es in einer rechtsstaatlichen Demokratie keine Rechtfertigung geben kann. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kriminalstatistik kann die Kritik kaum deutlicher sein: Gewalt geht demnach nämlich häufiger von Links- als von Rechts­extremisten aus.

Nein, wer gewaltbereite Links­extremisten als Verbündete der Demokratie hofiert und ihr illegales Handeln verherrlicht, der macht den Bock zum Gärtner. Genau das tut „Und morgen die ganze Welt“ – und wird dafür von zahlreichen Medien auch noch gefeiert. Hätte Regisseurin von Heinz sich keiner linken Zelle, sondern einer Terrorgruppe von Neonazis oder Skinheads angenommen – der mediale Aufschrei wäre zu Recht vernichtend gewesen.

Frank Brettemer

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