Die Protagonisten – die alle aus dem Norden stammen und natürlich an eine Universität gehen – werden nicht allzu sehr willkommen geheißen. In der Kneipe kommt es sogar beinahe zu einer Schlägerei mit den ungebildet wirkenden und stark regional gefärbtes Englisch sprechenden Einheimischen. Das schwule Pärchen lässt es daher in der Unterkunft vorsichtshalber auch bleiben, sich an der Hand zu halten – zu gefährlich.
Als man später im Wald auf ein Denkmal stößt und glaubt, dass mit „Foundation“ die Südstaaten gemeint sind, wird angewidert der Unmut über die hier verherrlichten Sklavenhalter der Südstaaten bekundet – wieder ein deutlicher Bezug auf die Wirklichkeit, denn im gleichen Zeitraum werden Denkmäler aus der Bürgerkriegszeit niedergerissen, weil sie nicht mehr in die angestrebte Gesellschaft passen.
Dass die hier gezeigte „Diversität“ schlicht aufgesetzt ist, wird auch daran deutlich, dass der erste Tote im Film ausgerechnet der nahöstlich aussehende Schwule ist. Er stirbt, ohne dass seine Rolle auch nur ansatzweise irgendeine Tiefe besessen hätte – ein beliebig austauschbarer Charakter ohne ausgebildete Persönlichkeit, der nur der Erfüllung einer Quote dient und entsprechend rasch entsorgt wird.
Gegner, die eigentlich keine sind
Sieht man von der Politik und manchen logischen Unstimmigkeiten ab, ist der Film durchaus unterhaltsam. Nur die Gegner der bunten Studenten-Truppe haben diese Bezeichnung nicht verdient. Die Kannibalen wurden nicht durch eine gleichwertige Bedrohung ersetzt. Es ist auch kein heidnischer oder satanischer Kult à la „The Wicker Man“ (1973) am Werk. Vielmehr haben wir es mit Leuten zu tun, die einfach vom Rest der Welt in Ruhe gelassen werden wollen.
Die Protagonisten haben die Chance, sich entweder der Gemeinschaft anzuschließen oder fortan geblendet in einem Kerker zu leben – eine Rückkehr ist nicht mehr möglich. Eine richtige Bedrohung sieht jedoch anders aus. Bezeichnend ist auch, dass sich ausgerechnet Darius als Schwarzer der „Foundation“ anschließt, weil er hier seinen Traum endlich verwirklicht sieht.
Der Zuschauer ist geneigt, seiner Einschätzung zu folgen: So schlimm sind die „Foundation“-Leute nicht, sie bieten einem wirklich eine Gesellschaft, wo sich jeder seinen Fähigkeiten gemäß einbringen kann – eine verlockende Alternative zur oberflächlichen Welt. Daher entwickelt man als Zuschauer stellenweise Sympathien für die Waldbewohner, die auch bodenständiger als die jungen, überheblichen Protagonisten wirken. Daher fällt es dem Film schwer, Spannung aufzubauen – denn ohne eine wirkliche Bedrohung fühlt man sich eben nicht bedroht.
Der jüngste „Wrong Turn“-Teil ist somit ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie „Wokeness“ und „Diversität“ nun auch im Schauerfilm angekommen sind. Sich einfach nur einen gut gemachten, mitreißenden, vielleicht auch etwas verstörenden, manchmal auch nachdenklichen Film anzusehen, ist gegenwärtig kaum mehr möglich. Stattdessen dient der Film nun auch dazu, die gegenwärtige Ideologie an den Zuschauer zu bringen. Da kann einem wirklich ein Schauer über den Rücken laufen.
Amelie Reinecke