Der private Gasverbrauch liegt aktuell höher als im selben Zeitraum der Vorjahre. Das meldet die Bundesnetzagentur. Aufmerksamen Beobachtern dürfte zwar aufgefallen sein, dass dies daran liegt, dass die herbstlich-kühlen Temperaturen diesmal früher einsetzten als in den vergangenen Jahren. Dennoch schlägt die Behörde Alarm. Jetzt komme es „auf jeden Einzelnen“ an. Gemeint ist damit: Die Bundesbürger sollen sparen, ihre Heizungen drosseln, seltener, kürzer und vor allem kälter duschen. Und das natürlich ausgerechnet in der kühlen Jahreszeit.
Robert Habecks Sparappelle
Unausgesprochen schwingt bei der Mahnung der Bundesnetzagentur mit, dass künftig der private Gasverbrauch begrenzt werden könnte. Die Aussage von Wirtschaftsminister Robert Habeck, wonach trotz des neuen milliardenschweren Hilfspakets der Bundesregierung weiterhin Gas eingespart werden müsse, sorgt im Internet gleichfalls für Diskussionen. Wollte auch Habeck damit andeuten, dass die Regierung eine Gas-Obergrenze für private Haushalte einführen könnte, wenn alle Sparappelle nichts bringen?

Der Unmut in der Bevölkerung jedenfalls wächst. Immer mehr Menschen gehen auf die Straße und protestieren gegen eine in ihren Augen völlig verfehlte Energiepolitik. Auch die Sanktionen gegen Russland, die den Kreml offensichtlich nicht von seinem Kurs abbringen und vielmehr dem eigenen Land massiv schaden, stehen in der Kritik. Die Menschen verstehen zudem nicht, wie Politik und Medien ohne Beweise Russland für die Sprengung der beiden Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich machen können, ja sogar von einem russischen „Energiekrieg“ sprechen. Ein anderer potenzieller Schuldiger bleibt dagegen unbehelligt. Die Vereinigten Staaten nämlich.
Speicherziel nicht zu erreichen?
Bereits Wochen vor den Attentaten floss durch Nord Stream 1 kein Gas mehr. Dennoch sind die deutschen Gasspeicher derzeit zu über 91,5 Prozent gefüllt. Bis zum 1. November müssten sie einen Füllstand von 95 Prozent erreichen. Der Gasspeicherverband „Initiative Energien Speichern“ ist skeptisch, ob dieses Speicherziel erreicht werden kann. Sein Geschäftsführer Sebastian Bleschke sagte der Deutschen Presseagentur: „Die steigenden Gasverbräuche aufgrund fallender Temperaturen reduzieren zunehmend die Einspeichermöglichkeiten.“

Ganz abgesehen davon sind Experten ohnehin nicht sicher, ob die deutschen Gasvorräte bis zum Ende der Heizperiode reichen werden. Als ausgeschlossen gilt dies, falls sich die kommenden Monate als ausgesprochen kalt erweisen sollten. So oder so könnte der Bundesrepublik ein ungemütlicher Winter bevorstehen. Nicht nur in den abgekühlten Privathaushalten. Auch auf den Straßen.
Thomas Wolf