Kategorien
Im Blickpunkt

Als die Wehrmacht ins Weltall vorstieß

Die „Vergeltungswaffe“ V2 steht am Beginn des Raumfahrt-Zeitalters – US-Mondlandung wäre ohne deutsche Forschung in Peenemünde kaum möglich gewesen

Untrennbar ist die technische Zeitenwende mit Wernher von Braun (1912-1977) verbunden. Ab 1937 war er Technischer Direktor in Peenemünde. Während die Raketentechnik und vor allem der Weltraumflug von vielen noch für Science-Fiction gehalten wurden, skizzierte von Braun bereits künftige Weltraum-Missionen. Dass er in der Heeresversuchsanstalt Teil eines militärischen Projekts war, wird ihm heute angekreidet. Ihn selbst störte es nicht. Denn für die Zeit nach Kriegsende planten er und Walter Dornberger bereits die zivile Nutzung der Raketentechnik.

Wernher von Braun (in Zivil) im Kreise der Militärs von Peenemünde. Links neben ihm steht Walter Dornberger, der Kommandeur der Heeresversuchsanstalt. (Foto: Bundesarchiv/Bild 146-1978-Anh.024-03/CC-BY-SA 3.0 DE via Wikimedia Commons)

Weil Deutschland den Krieg verlor, wurde aus den ehrgeizigen Visionen zunächst nichts. Stattdessen kapitulierte das Reich und von Braun geriet in US-Gefangenschaft. Technisch waren die Deutschen den Siegermächten um Jahre voraus. Entsprechend waren Westalliierte und Sowjets sehr an dem Fachwissen aus Peenemünde interessiert. Und damit auch an den deutschen Technikern. Viele von ihnen fanden sich schnell in US-amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Diensten wieder. „Operation Paperclip“ nannten die Amerikaner die Umsiedlung.

Vater des US-Raumfahrtprogramms

Bald hoben diesseits und jenseits des Atlantiks nicht nur erbeutete, sondern auch nachgebaute und angepasste V2 ab. Sowohl in den USA als auch in der Sowjetunion steht das deutsche Aggregat 4 am Beginn der technischen Entwicklung. Wernher von Braun und Walter Dornberger konnten ihre Karriere in Amerika nahtlos fortsetzen. Von Braun stieg sogar zum Vater des US-Raumfahrtprogramms auf. 

Start einer umgebauten V2 in den USA im Sommer 1950. (Foto: National Oceanic and Atmospheric Administration/gemeinfrei)

Aus der deutschen „Vergeltungswaffe“ entwickelten er und sein Team die „Redstone“-Rakete. Mit einer solchen Weiterentwicklung startete Alan Shepard, der erste Amerikaner im All, am 5. Mai 1961 zu seinem Weltraumflug. Benannt ist die Rakete nach dem „Redstone Arsenal Huntsville“, einem Forschungszentrum im US-Bundesstaat Alabama. Wegen der Kontinuität spricht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt vom „wiedererstandenen Peenemünde“.

Erster Mensch auf dem Mond

Auch die „Saturn V“ ist ein Werk von Brauns und seines Teams, dem zahlreiche Deutsche angehörten. Am 16. Juli 1969 hoben mit einer solchen mehrstufigen Rakete die drei US-Astronauten der Mission „Apollo 11“ von Cape Canaveral ab: Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins. Vier Tage später betrat Armstrong als erster Mensch den Mond. Er erfüllte damit einen Traum, den Wernher von Braun vielleicht schon 25 Jahre zuvor in Peenemünde geträumt hatte.

Frank Brettemer

Die Besatzung der Mission „Apollo 11“: Neil Armstrong, Michael Collins und Buzz Aldrin (von links). Dass Armstrong am 20. Juli 1969 (nach deutscher Zeit: 21. Juli) als erster Mensch den Mond betreten konnte, wäre ohne die Vorarbeiten in Peenemünde wohl nicht möglich gewesen. (Foto: NASA/gemeinfrei)

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.