Findet in Europa ein Rechtsruck statt? Nachdem in Osteuropa schon länger EU- und zuwanderungskritische Parteien bedeutend sind oder sogar die Regierung stellen, zeichnen sich 2022 auch stärkere Entwicklungen in Westeuropa ab: Sowohl die Wahlen in Schweden als auch in Italien haben rechten Parteien Aufwand gegeben und könnten zu einem Wechsel in der bisherigen Politik führen. Im Film wurden solche Szenarien schon mehrfach durchgespielt. Ein Beispiel dafür ist der 2019 erschienene Politthriller „Danmarks sønner“, im Deutschen unter dem Titel „Sons of Denmark – Bruderschaft des Terrors“ vertrieben.
In diesem wird ein Bild von Dänemark gezeichnet, das einem starken Rechtsruck ausgesetzt ist. Ist diese Darstellung aber gelungen? Die Handlung führt sechs Jahre in der Zukunft. Nach einem Terroranschlag wird in Dänemark Zuwanderern, vor allem arabischen Muslimen, die Schuld gegeben. Es häufen sich brutale Übergriffe auf sie und nun steht auch noch eine rechte Partei namens „National Bevægelsen“ (Nationale Bewegung) kurz davor, die Macht im Land zu übernehmen. Vielen Zuwanderern soll dann die Staatsbürgerschaft wieder entzogen werden.
In Dänemark „aufräumen“
Malik ist ein Undercover-Polizist, der dazu beigetragen hat, ein von Muslimen geplantes Attentat auf den Parteichef und angehenden Staatsminister Martin Nordahl zu verhindern. Nun dient er als Kontaktperson für einen anderen V-Mann, der in die „Söhne Dänemarks“, eine rechtsextreme Gruppierung, eingeschleust wird. Deren Mitglieder träumen davon, alle Fremden aus Dänemark zu vertreiben. Malik findet Hinweise darauf, dass sie auf den Wahlsieg Nordahls warten und danach endlich in Dänemark „aufräumen“ wollen.
Seine Warnungen finden bei der Polizei aber kein Gehör, vielmehr fürchtet man islamistische Anschläge vor der Wahl. Maliks Familie wird schließlich selbst Opfer der Rechtsextremen: Man dringt in ihr Haus ein, übergießt das Gesicht der Frau mit Säure und tötet den kleinen Sohn des Paares. Malik erschießt daraufhin Nordahl während dessen Siegesrede und wird verhaftet. Sieht man davon ab, dass es sich um einen hochgradig politischen Film handelt, fällt auf, dass er alles andere als mitreißend ist. Es geschieht wenig Überraschendes.
Vom Weg abgekommen
Der Film weiß keine wirklichen Höhepunkte zu setzen. Das Ende ist dabei alles andere als überraschend. Man ahnte schon lange vorher, dass Malik vom Weg abkommen wird. Handwerklich ebenfalls nicht gelungen ist, dass in der ersten Hälfte des Films der Fokus noch auf einer anderen Person liegt: dem 19-jährigen Iraker Zakarias, der das Attentat auf Nordahl durchführen soll und von Malik Schießtraining erhält. Nach der Verhaftung verschwindet die Figur in der Versenkung und spielt für den weiteren Film keine Rolle mehr.
Auch wurde bei der Charakterzeichnung viel vertan. Es erschließt sich etwa nicht, was Zakarias letztlich dazu treibt, das Attentat durchführen zu wollen, man weiß kaum etwas aus seinem Leben. Es gibt auch keine Szene, wo er persönlich die gekippte Stimmung hautnah erleben würde – es bleibt beim Betrachten von ausländerfeindlicher Wandschmierereien. Auch Maliks Hintergrund bleibt sehr vage. Somit wurde bei beiden Figuren viel Potenzial verschenkt.
Schwarz-weißes Dänemark
Auffallend ist, wie unterschiedlich die beiden extremistischen Gruppen gezeichnet werden. Der Hintergrund des anfangs gezeigten Anschlags bleibt ziemlich unklar, man weiß nur, dass muslimischen Zuwanderer die Schuld gegeben wird. Sie werden alle als arme Flüchtlinge, teilweise im Elend lebend, gezeigt. Der Islam spielt für diese im Film keinerlei Rolle. Hassan, der Anführer der Verschwörer, spricht zudem noch davon, dass die Dänen Araber „wie Tiere“ behandeln würden. Man könne daher nicht mehr schweigen, heißt es, denn man sei nicht wertlos. Zakarias meint später noch, dass sie für die Dänen „Nichts“ sind und dieses „Nichts“ beseitigt werden soll.
Ganz anders geht es auf der Gegenseite zu. Die rechtsextreme Gruppierung „Söhne Dänemarks“ hasst alle Fremden und will diese alle aus dem Land jagen. Die Gespräche, die Malik hierbei abhört, sind hetzerisch und hasserfüllt. Es gibt keinerlei Hemmung, was Gewalt angeht: Die Rechtsextremen schneiden dem V-Mann, der
schließlich auffliegt, als Rache für seinen Verrat an Volk und Land die Zunge heraus und töten ihn anschließend wohl auch.
Probleme mit Migranten
Der Film vermeidet es, bestehende Missstände im Dänemark des Jahres 2019 anzusprechen und zeichnet lieber ein einfaches Bild: Irgendeine kleine Gruppe Verrückter verübt einen Anschlag, den die Dänen als Vorwand nehmen, um ihren Hass auf friedliche Zuwanderer auszuleben. Die vielen Probleme, die man nicht nur in Dänemark, sondern auch den meisten anderen westeuropäischen Ländern mit muslimischen Migranten kennt, werden gar nicht behandelt: kein islamischer Fanatismus unter Jugendlichen, keine kriminellen Großfamilien, keine Bandenkriege am helllichten Tag in den Straßen, keine Jugendgangs, kein Gossen-Rap mit Gewaltfantasien, keine Vergewaltigungen, kein Zuwachs von Moscheen, keine Stadtviertel mit Arabisch als vorherrschender Sprache, keine „Ehrenmorde“, kein „Beziehungsdrama“.