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Im Blickpunkt

„Die Ukraine wollte einen Krieg mit Russland“ 

Der deutsche Unternehmer Dieter Staudt ist sich sicher: Moskau kam mit dem Marschbefehl an die Truppen im Februar 2022 einer Rückeroberung des Donbass durch Kiew nur um Tage zuvor – und verhinderte so vielleicht einen Völkermord

Am 24. Februar 2022 spitzte sich der Konflikt zwischen Russland auf der einen und der vom Westen unterstützten Ukraine gefährlich zu. Russische Truppen marschierten im Nachbarland ein. Den Schuldigen für die Eskalation hatte die westliche Politik schnell ausgemacht: Russland – nur Russland. Ganz anders sieht das Dieter Staudt, gläubiger Christ und Unternehmer. Von 2011 bis Mitte 2022 lebte er im Osten der Ukraine. Heute sagt er, die Ukraine habe den Krieg gewollt. „Das ukrainische Militär plante einen Angriff zur Eroberung der Donbass-Volksrepubliken am 6. März 2022.“ 

Als russische Truppen am 24. Februar 2022 in der Ukraine einmarschierten, kamen sie damit laut Dieter Staudt einem ukrainischen Angriff auf den Donbass nur um wenige Tage zuvor. (Foto: Mil.ru / CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)

Russland musste reagieren

Von den Angriffsplänen, sagt er, habe er direkt von ukrainischen Soldaten erfahren. Nach Staudt musste Russland auf diese Bedrohung reagieren. So sei es zum direkten russischen Kriegseintritt am 24. Februar 2022 gekommen. „Die Ukraine wollte einen Krieg mit Russland und war kein unschuldiges Opfer“, lautet Staudts Fazit. Im Interview mit Thomas Mayer führt der Unternehmer seine Sicht der Dinge aus. Sie stehen im Widerspruch zum gängigen westlichen Narrativ vom unschuldigen Opfer Ukraine, dem der Westen Militärhilfe zu Unterstützung schicken müsse.

Herr Staudt, wie ist Ihre Beziehung zur Ukraine? 

Dieter Staudt lebte bis 2022 in der Ukraine. (Foto: privat)

Ich habe ab Juni 2011 in der Ukraine gelebt, zuerst bis Herbst 2013 zeitweise, danach bis Mitte August 2022 dauerhaft. Ich bin mit einer Ukrainerin verheiratet und baute in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine eine Gartenbau-Landwirtschaft auf. Wir hatten bis zu sechs Mitarbeiter. Ich spreche Russisch, so dass ich gut in Kontakt mit der ukrainischen Bevölkerung kam.

Armee schoss auf Ukrainer

Ich habe die gesamte Entwicklung mitbekommen, die zum ukrainischen Bürgerkrieg im Donbass ab 2014 und zum Krieg mit Russland ab 2022 geführt hat. Ende April 2014, unter dem Übergangspräsidenten Oleksandr Turtschinow, den ich persönlich kenne, begann der ukrainische Bürgerkrieg im Donbass. Die ukrainische Armee schoss auf Ukrainer russischer Ethnie, auf Bewohner der autonomen ukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk. Diese beiden autonomen Republiken sind am 11. Mai 2014 durch Volksabstimmungen souverän und von der Ukraine unabhängig geworden.

Proteste auf dem Kiewer Maidan im Dezember 2023. (Foto: Sasha Maksymenko / CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Was haben Sie in Sumy von diesem Bürgerkrieg im angrenzenden Donbass mitbekommen?

Ich habe den Bürgerkrieg erfahren durch eine Art Mobilmachung. Es gab Panzersperren auf der Straße nach Romny im Westen des Sumy Gebietes, wenn ich nach Kiew oder auch weiter Richtung Westeuropa alleine oder in Begleitung meiner Ehefrau fuhr. Einmal, von Deutschland kommend, wurde ich von einem ukrainischen Panzer und seiner Besatzung gestoppt und nach Geld gefragt, um den Panzer betanken zu können. Da die Soldaten nach meiner Einschätzung betrunken waren, ging es ihnen wohl eher um den „menschlichen Sprit“. Ich hatte zwar keine Furcht, verließ aber schnell die Örtlichkeit, um eine Distanz zu den Militärs herzustellen.

Bei regelmäßigen Telefonaten mit Freunden in den Gebieten Luhansk und Donezk wurden wir über die Schwere der Bombardements informiert. Durch freundschaftliche Kontakte zu ukrainischen Bewohnern der Krim weiß ich, dass diese Leute es begrüßen, zur Russischen Föderation zu gehören!

Russische Sprache verbieten

Nach dem Maidan-Putsch plante Kiew, die russische Sprache zu verbieten, das war ein Affront gegen die russisch sprechenden Ukrainer. Nachdem sich die Krim am 14. März 2014 durch einen Volksentscheid von der Ukraine abgespalten hatte, wollte die ukrainische Regierung eine ähnliche Entwicklung im Donbass verhindern. Mitte April 2014 schickte der ukrainische Interimspräsident Oleksandr Turtschinow Militär in den Donbass, in der Absicht, seinem an die sogenannten Separatisten gestellten Ultimatum Nachdruck zu verschaffen. Ende April 2014 schoss die ukrainische Armee auf ukrainische Bürger russischer Ethnie und begann den Bürgerkrieg. Zur Abspaltung der Donbass-Republiken kam es trotzdem.

Mir sind die Gründe, die zu dieser Auseinandersetzung geführt haben, bekannt. Einer davon waren die in der Ostukraine liegenden Bodenschätze im Wert von 12 Billionen Dollar, nach denen die USA, Großbritannien und die EU Begehrlichkeiten entwickelten. Das ist einer der Gründe, warum die Ukraine im Bürgerkrieg gegen die Donbass-Republiken ab 2014 vom Westen unterstützt wurde. Von den Bodenschätzen in der Südostukraine habe ich 2013 erstmals gehört.

Der Bürgerkrieg im Donbass richtete schwere Zerstörungen an. (Foto: UNICEF Ukraine / CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Um was für Bodenschätze handelt es sich? Wo kommt die Zahl 12 Billionen her?

Es handelt sich um seltene Erden wie Lithium, Öl, Gas, Ölschiefer und Schiefergas, dessen Abbau in der Ukraine staatlich erlaubt ist. Die Zahl erscheint an vielen Stellen im Internet, dazu gibt es Berichte über Fracking-Pläne der britisch-niederländischen Shell sowie Probebohrungen auf den Jusovsk-Gasfeldern im Osten des Landes, in Charkow, Lugansk, Donezk, bis ins Asowsche Meer. Die Vertragsteilnehmer waren die Kiewer Regierung, die US-Firmen ExxonMobil und Chevron sowie der britisch-niederländische Shell-Konzern und das ukrainische Unternehmen Nadra Jusovsk. Anwesend war auch der damalige Präsident Viktor Janukowitsch, Abschlussort war Davos in der Schweiz, die Größe des Abbau-Gebiets bestand aus 7.886 Quadratkilometern, die Gewinn-Marge für Shell war mit 50 Prozent geplant. 

Wie haben Sie den Kriegseintritt von Russland im Februar 2022 erlebt?

Ich hatte ab Spätsommer 2021 Kontakte zu ukrainischen Militärangehörigen, die im Donbass stationiert waren oder deren Stationierung kurz bevorstand. Über diese habe ich erfahren, dass der ukrainische Staat die russischen Bewohner des Donbass vertreiben oder auch eliminieren wollte. Die Kontakte kamen zustande, weil ich im Sommer 2021 die Verzollung meines Autos plante, um es verkaufen zu können. Durch eine Änderung der ukrainischen Zoll-Gesetzgebung war ich im Herbst 2021 genötigt, Kontakte zu ukrainischen Soldaten mit Dienst im Donbass aufzunehmen. 

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