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Im Blickpunkt

Der Wunsch nach Frieden und Freundschaft

Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa – 80 Jahre danach mahnt Carin Ecker angesichts eines fragil gewordenen Friedens zu einem freundschaftlichen Miteinander Deutschlands und Russlands

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht vor den Truppen der Sowjetarmee und der Westalliierten. Der Zweite Weltkrieg endete – zumindest in Europa. Nach sechs blutigen Jahren und mehr als 60 Millionen Toten. 80 Jahre danach ist der Frieden, der seitdem im Herzen Europas herrschte und lange wie selbstverständlich schien, fragil geworden. Wieder rollen deutsche Panzer gegen Russland. Wieder sterben russische Soldaten durch deutsche Waffen. Noch immer droht die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine, die womöglich eine weitere Eskalation des Ost-West-Konflikts bringen würde.

Mahnung aktueller denn je

Carin Ecker (Name von der Redaktion geändert) will die neue Zwietracht zwischen Deutschland und Russland nicht hinnehmen. Die gebürtige DDR-Bürgerin und Leserin unseres Telegram-Kanals liebt Russland und sehnt sich von ganzem Herzen nach deutsch-russischer Freundschaft. Im Interview mit dem „anderen Blickwinkel“ erzählt sie von ihrer Verbindung in das weite Land der einstigen Zaren und von ihren Wünschen für eine friedliche Zukunft. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind ihre Mahnungen aktueller denn je.

Ein Bild, das um die Welt ging: Sowjetische Soldaten hissen am 2. Mai 1945 die Flagge der Sowjetunion auf dem zerstörten Reichstag in Berlin. Das Foto von Jewgeni Chaldei ist inszeniert. Tatsächlich wurde die erste sowjetische Fahne bereits am 30. April, Adolf Hitlers Todestag, auf dem Gebäude angebracht. (Foto: Mil.ru / gemeinfrei)

Carin, Du warst zuletzt mehrfach in Russland und bist auch ganz aktuell zum Weltkriegsgedenken wieder dort. Warum?

Im Januar 2024 gab es aus einem russischen Telegram-Kanal die Frage: „Du möchtest Russland besuchen, aber dir fehlt es an Erfahrung? Wir bieten den Lesern unseres Kanals an, sie für ein Wochenende nach Kaliningrad zu begleiten und bei der Organisation zu unterstützen.“ Ich war sofort entschlossen – die erste Anmeldung. Mein Wunsch sollte in Erfüllung gehen, Russland endlich zu erleben!

Es wurde mit etwa 20 bis 25 Reisenden gerechnet. Weit gefehlt, es wurden 75 Anmeldungen! Die Teilnehmer reisten aus Deutschland, der Schweiz, aus Österreich, Polen und Schweden an. Wir erlebten ein fantastisches Wochenende in Kaliningrad. Es war das Jahr zum 300. Geburtstag Immanuel Kants 2024.

Russische Gastfreundschaft

Alle Teilnehmer waren wie angezündet nach diesen Tagen. Es stimmt, wenn gesagt wird: „Wenn du einmal in Russland warst, lässt du einen Teil deiner Seele dort und willst wieder hin.“ So erging es auch mir und vielen anderen Teilnehmern. Viele planten danach eine eigene Reise nach Russland. Russische Gastfreundschaft kann man nicht beschreiben, man muss sie erleben!

Seit meiner Kindheit fasziniert mich dieses große Land mit seiner Vielfalt an Naturlandschaften, seinen Weiten, dem Reichtum an Bodenschätzen und dem friedlichen Zusammenleben der über 200 ethnischen Volksgruppen. Es sind wunderbare, sehr stolze und gebildete Menschen.

Mit Russland groß geworden

Ich bin in der DDR mit Russland groß geworden, lernte ab der 5. Klasse die Sprache in der Schule. Wir haben literarische Werke Russlands in der Schule gelesen und haben Aufsätze darüber geschrieben. Als Kinder lachten wir über die Zeichentrickfilme von „Hase und Wolf“ und sein „Nu Pagadi“. Wir wuchsen mit vielen russischen Kinderfilmen auf, sahen später russische Filmklassiker mit tollen Schauspielern. Natürlich fieberten wir für die russischen Sportler bei großen internationalen Wettkämpfen mit.

Diese sowjetische Briefmarke aus dem Jahr 1988 ist den Figuren Hase und Wolf aus der russischen Zeichentrickserie „Nu Pagadi“ gewidmet, die auch in der DDR sehr populär war. (Foto: gemeinfrei)

Der erste Kosmonaut Juri Gagarin war ein Held meiner Zeit. So auch Walentina Tereschkowa, die erste Frau im All, die heute als 88-Jährige Abgeordnete der Duma ist. Gern erinnere ich mich an Besuche mit meinem Vater im Magazin der sowjetischen Truppen. Das Moskauer Eis war lecker und das russische Konfekt, das anders schmeckte als unsere Süßigkeiten. Heute freue ich mich darüber, in Russland dieses russische Konfekt wieder zu entdecken.

Du sagtest es bereits: Du bist in der DDR aufgewachsen. Wie beeinflusst Deine Sozialisation im Arbeiter-und-Bauern-Staat Deine heutige Haltung gegenüber Russland?

Heute bin ich sehr bewusst dankbar, in der DDR aufgewachsen zu sein. Der Vorteil, in einem Arbeiter-und-Bauern-Staat groß zu werden, lag darin, nie diese Angst durchs Leben zu schieben, seine Arbeit oder gar Wohnung zu verlieren. Die Familie stand im Mittelpunkt der Gesellschaft! Krippe, Kindergarten, Schule, Ausbildung und Studium wurden vom Staat finanziert. Freizeit und Kultur waren allen zu erschwinglichen Preisen zugänglich. Wir sind als Gemeinschaft groß geworden, ohne Konkurrenzdenken! 

Zum Frieden erzogen

Wir wuchsen sehr behütet auf und wurden von klein auf zum Frieden erzogen. In den 1960er Jahren tobte der Krieg der USA in Vietnam. Auch das wurde uns Kindern nähergebracht. Ich fragte meine Eltern damals: „Wieso tun die das?“ Leider tun sie es bis heute immer noch.

Die Freundschaft zur Sowjetunion ist uns bereits im Kindergarten vermittelt worden, so wie auch zu vielen anderen Ländern dieser Erde! Es gab die Organisation der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, in der jeder Schüler und Werktätige Mitglied war. Es gab sechs Millionen Mitglieder!

Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft war eine der Massenorganisationen der DDR. (Foto: Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft / Amt für industrielle Formgestaltung / gemeinfrei)

All diese Werte sind auch in Russland heute weiterhin präsent. Kinder sind der größte Schatz einer Gesellschaft, denn sie sind die Zukunft! In Russland und der DDR werden bzw. wurden die Menschen zu Frieden und gegenseitigem Respekt mit anderen Völkern erzogen. Friedliche Koexistenz der Völker ist bis heute das große Prinzip. Meine freundschaftliche Haltung zu Russland ist ungebrochen!

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