Erdgas ist mit Abstand der wichtigste Energieträger in Deutschland: Etwa die Hälfte aller Wohnungen und Häuser wird nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit Gas beheizt. Heizöl machte demnach im vergangenen Jahr noch rund ein Viertel aus, Fernwärme etwa ein Siebtel. Alle anderen Energieträger rangieren weit darunter, insbesondere die von Teilen der Politik hochgelobten Elektro-Wärmepumpen. In nicht einmal drei Prozent der deutschen Immobilien kamen sie 2021 zum Einsatz.
Nun ist Erdgas in Verruf geraten. Klimaschützer bemängeln die in ihren Augen klimaschädliche Emissionsbilanz des fossilen Energieträgers. Experten für Heiztechnik dagegen loben die hohe Effizienz einer Gasheizung, die von anderen Heizungsarten nicht erreicht werde. Und nicht zu vergessen: Lange Zeit war Erdgas unschlagbar günstig.
Nun hat es auch wegen des Kriegs in der Ukrainen keinen guten Ruf mehr. Denn das Gas kommt zu großen Teilen aus Russland – allen Sanktionen und politischen Absichtserklärungen zum Trotz. Der russische Staatskonzern Gazprom erwies sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar als zuverlässiger Lieferant. Der Hickhack um die in Kanada reparierte Turbine hat das Vertrauen in die russischen Lieferungen aber stark beschädigt – und damit auch jenes in den Energieträger Erdgas.
Kein Neueinbau reiner Gasheizungen ab 2024
Zahlreiche Bundesbürger dürften nun darüber nachdenken, ob sie weiter auf eine Gasheizung setzen. Erst recht, wer durch gesetzliche Regeln dazu gezwungen ist, seinen Gaskessel nach 30 Jahren auszutauschen, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Ab 2024 soll nach dem Willen der rot-grün-gelben Bundesregierung der Neueinbau von reinen Gasheizungen nicht mehr erlaubt sein. Noch ist es möglich.
Welche Kosten auf einen Haushalt zukommen können, der sich von seiner Gasheizung verabschieden will oder muss, zeigt ein Beispiel aus dem Südwesten Deutschlands. Ein Ehepaar hat sich für sein Einfamilienhaus in Baden-Württemberg für eine Gas-Hybrid-Heizung entschieden. Das heißt: Die Hauptlast der Heizung sollen Photovoltaik und Wärmepumpe tragen. Ein Gasanschluss wird für den Notfall vorgehalten.
70.000 Euro für die neue Heizung
Das gesamte Paket schlägt aktuell mit sage und schreibe rund 70.000 Euro zu Buche – in manchen Regionen Deutschlands erhält man dafür schon ein ganzes Haus. Enthalten sind in der Summe Solarmodule fürs Dach, ein Stromspeicher für den Keller, die Wärmepumpe und die eigentliche Heizungsanlage.
Doch damit nicht genug: Der Preis bildet sogar nur den derzeitigen Stand ab. Geliefert und eingebaut wird die Anlage nämlich erst im Frühjahr oder Frühsommer 2023 – vorher sind die Geräte nicht verfügbar. Was sie bis dahin tatsächlich kosten, steht buchstäblich in den Sternen. Eine Preisgarantie gibt es nämlich nicht.
Thomas Wolf