Familien, die sich vegan ernähren, sind „vielfältigen gesellschaftlichen Anfeindungen ausgesetzt“. Das habe eine Umfrage der Kennenlern-Plattform Gleichklang.de und des von ihr betriebenen Portals vegan.eu ergeben, heißt es in einer Mitteilung der Plattform, die sich nach eigenen Angaben an Menschen mit sozial-ökologischen Denkweisen richtet. „Alltagsdiskriminierungen reichten in der Umfrage von Ablehnung und Kritik durch Familienangehörige, Ärzte, Nachbarn oder Zufallsbekanntschaften bis hin zur Verweigerung der Aufnahme der Kinder in Kindertagesstätten.“ An der Umfrage haben sich den Angaben zufolge 913 vegan lebende Eltern mit Kindern unter 18 Jahren beteiligt.
Vorwurf des Missbrauchs
Die meisten befragten Eltern beschrieben demnach, dass ihnen bereits vorgeworfen worden sei, die Gesundheit ihrer Kinder zu schädigen oder ihre Kinder zur veganen Ernährung zu zwingen. Bei jedem vierten Elternteil ging dies sogar bis zum Vorwurf des Kindesmissbrauchs durch vegane Ernährung. Mehr als die Hälfte der Befragten mit veganen Kindern gab an, dass die Gesellschaft veganen Familien das Leben schwer mache. Gar keine Probleme hatten demgegenüber die Kinder selbst mit der veganen Ernährung: 98,2 % der befragten Eltern gaben an, dass sich ihre Kinder gerne vegan ernährten. „Für vegane Familien ist derzeit in Deutschland kein unbeschwertes Familienleben möglich“, schließt Psychologe Guido Gebauer, der die Befragung durchführte.
Für Veganer muss Nahrung aus Pflanzen bestehen. (Foto: Pixabay)
Ernsthaft? Mal ganz abgesehen davon, dass die vegane Lebensweise politisch und medial hofiert wird. Und abgesehen davon, dass die Umfrage natürlich rein subjektive Einschätzungen wiedergibt. Im Klartext: Wenn Ärzte Familien davon abraten, ihre Kinder rein pflanzlich zu ernähren, begreifen das die veganen Muttis und Vatis als Anfeindung! Klar, Ärzte haben ja auch keine Ahnung, wie man Kinder gesund ernährt … Und die bösen Kitas weigern sich glatt, ihren Essensplan für das vegane Kind über den Haufen zu werfen. Dabei haben die Kleinen doch so eine Freude an Sojamilch und Pflanzen-Mus! Sagen zumindest ihre Eltern …
Kontrovers diskutiert
Abseits der Kanäle der politischen Korrektheit wird vegane Ernährung kontrovers diskutiert. Erst recht die von Kindern, die sich noch im Wachstum befinden. Und das ist gut so! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung etwa rät von einer rein pflanzlichen Kinder-Ernährung ab. Ganz anders die US-amerikanische Academy of Nutrition and Diatetics. Gleichklang.de stellt sie als „weltweit größte und führende ernährungswissenschaftliche Vereinigung“ vor. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen! Zumal die USA schließlich bekannt sind für ihre gesunde Ernährung …
Die US-amerikanische Ernährung, die für viele vornehmlich aus Fastfood besteht, ist nicht gerade als gesund bekannt. (Foto: Pixabay)
Aber im Ernst! „Unstrittig ist derweil, dass vegane Familien einen Beitrag für Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten“, meinen die Verantwortlichen von Gleichklang.de. „So vertritt der Umwelt-Wissenschaftler Joseph Poore von der Universität Oxford die Ansicht, dass der Wechsel zur veganen Lebensweise der wohl größte Beitrag zum Umweltschutz sei, den ein einzelner Mensch durch seinen Lebensstil überhaupt leisten könne.“ Na dann ist ja alles gut. Und man könnte mit bitterböser Ironie ergänzen: Wenn die durch fehlende tierische Nährstoffe eingeschränkte körperliche Entwicklung der veganen Kinder am Ende auch noch zu einem klimafreundlichen Frühableben führt – umso besser.
Leben wir heute in einem deutschen Irrenhaus? In einem Ampel-Irrenhaus? Da gibt es Politiker (noch nicht einmal wenige und noch nicht einmal nur das Fußvolk), die unentwegt nach Krieg rufen. Nach immer mehr Waffenlieferungen für die Ukraine. Das, obwohl sie seit einem Jahr Elend und Not, den Tod ungezählter Menschen durch Waffeneinwirkung, die Zerstörung der Infrastruktur, die Flucht von Millionen von Menschen ins Ungewisse mitbekommen haben müssen.
Das Schlachten verlängert
Alle Waffenlieferungen, alle sonstige Unterstützung der Ukraine haben nichts gebracht, nur das Schlachten verlängert. Es ist auch nicht absehbar, dass sie in der Zukunft etwas bringen werden. Wer das nicht erkennt, beweist eine erschreckende Distanz zur Realität. Die Zeit für Verhandlungen – so die Behauptung – sei noch nicht gekommen. Wann, so ist zu fragen, wird das der Fall sein? Nach einer russischen Niederlage?
Ein deutscher Leopard 2A6 bei einer NATO-Gefechtsübung in Grafenwöhr. (Foto: 7th Army Training Command Grafenwöhr/U.S. Army Photo by Kevin S. Abel/CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)
Wer das Wort „Frieden“ oder „Verhandlungen“ in den Mund nimmt, wird – ohne Prüfung der Argumente – als „Putinversteher“ oder „Putin-Unterstützer“ ausgegrenzt. Demonstranten aus dem linken und aus dem rechten politischen Spektrum, die – wie viele Regierungschefs aus aller Welt – den Frieden wollen, werden verächtlich gemacht. Die von Frau Wagenknecht in Berlin organisierte Groß-Demonstration für den Frieden wurde mit „umstritten“ verunglimpft. Sie habe sich nicht eindeutig gegen rechts abgegrenzt. Die Frage muss erlaubt sein, ob Rechte kein Bedürfnis nach Frieden haben dürfen.
Die Bundeswehr hat eine Personalstärke von 183.277 Soldatinnen und Soldaten. Die Zahl der an der Front einsetzbaren Soldaten dürfte sich auf sehr wenige 10.000 belaufen. Russland dagegen verfügt derzeit über 850.000 aktive Soldaten, 200.000 davon in der Ukraine an der Front und – so der Inspekteur des deutschen Heeres – „Ressourcen, die nahezu unerschöpflich sind“. Die Bundeswehr ist nicht atomar bewaffnet. Russland verfügt über die meisten nuklearen Sprengköpfe aller Staaten der Welt (6255).
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und US-Botschafterin Amy Gutmann warten auf US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. (Foto: DoD photo by U.S. Air Force Tech. Sgt. Jack Sanders/U.S. Secretary of Defense/CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)
Zum Potenzial, das die Bundeswehr in der Ukraine einsetzen könnte, hat der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, in schlichter, auch für Politiker verständlicher Sprache gesagt: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da.“ Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius’ vernichtendes Urteil über die Truppe lautet (sinngemäß): Die Streitkräfte sind nicht verteidigungsfähig. Der Eindruck kommt auf, dass die Damen und Herren aus der Politik das besser wissen.
Während Russland aktuell auf dem ukrainischen Gefechtsfeld mehr als 12.000 Panzer einsetzt, sind es weniger als 2000 auf ukrainischer Seite. Der Westen hat es nicht geschafft, die von der Ukraine geforderten 300 zusammen zu bekommen. Halbherzige Zusagen der Staaten sind – als die Übergabe konkretisiert werden sollte – weitgehend in sich zusammengebrochen.
Abrams nur geschwächt?
Während etwa US-Präsident Joe Biden der Lieferung von „Abrams“-Kampfpanzern in die Ukraine zunächst zugestimmt hatte, wurde diese Zusage nach der deutschen Entscheidung, Leopard-Kampfpanzer zu liefern, wieder zurückgezogen. Nun sollen sie doch – langfristig – zur Verfügung gestellt werden. Es wurde behauptet, dass eine begrenzte Anzahl davon bis Ende 2023 umgebaut und – in der Panzerung geschwächt – an die Ukraine ausgeliefert werden sollen. Als stärkster und modernster Panzer der Welt gilt der russische T-14 Armata, der 2015 erstmals vorgestellt wurde.
Russische Kampfpanzer vom Typ T-14 Armata bei einer Präsentation nahe Moskau. (Foto: Vitaly V. Kuzmin/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Was die ungemein wichtige Artilleriemunition angeht, ist festzustellen, dass die Ukraine an einem Tag so viel Granaten verschießt, wie sie in Deutschland in einem halben Jahr produziert werden können.
Bei Übungen einer deutschen Panzergrenadierbrigade waren innerhalb weniger Tage alle 18 eingesetzten Puma-Panzer ausgefallen. Alle heißt: 100 Prozent. Nicht etwa durch Beschuss! Durch Mängel an der Technik! Das waren die Panzer, die der NATO für 2023 als Kern ihrer schnellen Eingreiftruppe zugesagt worden waren. Abschrecken soll nun der 50 Jahre alte Panzer „Marder“. Würde man fragen, für wie viele Gefechtstage dessen Munitionsbevorratung vorhanden ist: Man sollte es lieber nicht tun. Bedenken sind angebracht.
China hält sich bereit
Unter den Staaten mit den meisten verfügbaren Jagdflugzeugen/ Abfangjägern im Jahr 2023 ist Deutschland mit 134 an Position 19 aufgeführt. Russland hat 773. Wenn mir nun entgegengehalten würde, dass ja die Bundeswehr in diesem Kampf nicht alleine dasteht, wäre meine Antwort: Das tun die Russen auch nicht. China hält sich im Hintergrund bereit. Und China hat 1199 Flugzeuge dieser Art. Zu glauben, dass Deutschland zum Krieg hetzt, die anderen europäischen Staaten diesen dann aber bestreiten, ist in gleicher Weise realitätsfremd.
Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee nehmen an der Militärparade zur Feier des Sieges über Nazi-Deutschland in Moskau teil. (Foto: kremlin.ru/CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)
So bleibt nur zu hoffen, dass die deutschen Scharfmacherinnen und Scharfmacher, die sich in der oben genannten Weise äußern, von anderen Staaten, insbesondere vom angepeilten Gegner, nicht allzu ernst genommen werden. Allen muss klar sein, dass die weit überwiegende Anzahl aller Deutschen – von links bis rechts – weiß, was Krieg bedeutet. Deswegen ist ihr „Nein“ zu Waffenlieferungen, Ihr „Nein“ zum Krieg und „Ja“ zum Frieden nur zu verständlich!
Die vor Jahresfrist vom Kanzler verkündete „Zeitenwende“ hat sich als fundamentale Fehlentscheidung und selbst zu verantwortendes Desaster nicht nur für Deutschland erwiesen.
Hannes Zimmermann
Dieser Text entspricht einem leicht redigierten „Offenen Brief“ des Autors an Politik und Medien. Der Autor diente ab 1959 in der Luftwaffe und war u.a. Gruppen- und Zugführer in der Grundausbildung von Rekruten, Kommandeur bei der Tornado-Instandsetzung und Organisationsstabsoffizier bei der Abwicklung der Luftstreitkräfte der NVA. 1993 trat er als Oberstleutnant in den Ruhestand ein. Er wurde mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet. Nach seinem Ruhestand war er dann Geschäftsführer eines Ingenieurbüros und mit der Übersetzung flugzeugtechnischer Vorschriften der MIG-29 vom Russischen ins Deutsche befasst.
„Wokeness“ ist „in“. Immer mehr Verbände, Medien und Meinungsmacher glauben, auf vermeintlich gendergerechte Sprache nicht verzichten zu können. Von Politikern ganz abgesehen. Schließlich müsse jedes nur denkbare Geschlecht lautlich und im Schriftbild erkennbar sein. Auch wenn biologisch betrachtet alle Geschlechter jenseits von Mann und Frau rein imaginär sind.
Angebliche Rassisten
Ja, wer sich als „woke“ betrachtet, wer also meint, besonders wach durch die Welt zu gehen, der glaubt, jeden als angeblichen Rassisten geißeln zu können, der sich an Fasching und Karneval als Indianer oder orientalischer Scheich verkleidet. Vom „Blackfacing“ früherer Zeiten einmal ganz zu schweigen. „Kulturelle Aneignung“ nennt das der politisch korrekte Medien-Mainstream. Doch damit nicht genug: Neuerdings gelten den „woken“ Sittenwächtern auch Pippi Langstrumpf und Jim Knopf als bedenklich. „Cancel Culture“ allerorten. Und stets im Zeichen angeblicher Gerechtigkeit.
Michael Endes Jim Knopf in Gestalt einer Marionettenfigur der Augsburger Puppenkiste. Seine Darstellung als dunkelhäutiger Junge wird mitunter als rassistisch kritisiert. (Foto: FB)
Gerade in Film und Fernsehen treibt die „Wokeness“ skurrile Blüten. In Hollywood kommt praktisch keine Produktion mehr ohne Diversität und Quoten-Erfüllung aus. Selbst wenn das inhaltlich noch so unsinnig ist. Oder sind dunkelhäutige Adlige im mittelalterlichen Nordeuropa etwas anderes als vollkommener historischer Nonsens? Genannt seien nur die Miniserie „Anne Boleyn“ mit Jodie Turner-Smith als Ehefrau des englischen Königs Heinrich VIII. und „Macbeth“ mit Denzel Washington als schottischem Kriegsherrn des zehnten Jahrhunderts.
Irrsinnige Amazon-Regeln
Ähnlich irrsinnig sind die neuesten Regeln bei Amazon Prime. Die Tochter des Versandriesen Amazon hat kürzlich beschlossen, bei ihren filmischen Eigenproduktionen schwule Filmfiguren nur noch von Schwulen spielen zu lassen. Und Behinderte nur noch von Menschen mit Behinderung. Wolfgang Engler, früherer Direktor der Ernst-Busch-Schauspielschule, meint dazu: „Wenn man nur noch darstellen dürfte, was man selber ist, wäre das sehr limitiert. Es gab immer nur wenig Schauspieler, die selbst schon mal obdachlos waren. Um einen Obdachlosen als Bühnenfigur gut zu entwickeln, kann man aber auf Demütigungserfahrungen aus dem eigenen Leben zurückgreifen.“
Der Versandhändler Amazon betreibt mit Amazon Prime eine eigenes Filmstudio. (Foto: Pixabay)
Engler stört sich zu Recht daran, dass Amazon mit seinen neuen Film-Regeln zwar viel dafür tue, die medial vorgetragenen Forderungen Identitätspolitik zu erfüllen. „Aber Gewerkschaften, ein besserer Kündigungsschutz und faire Löhne werden nicht zugelassen.“ Der Versandriese setzt damit Prioritäten. Die falschen – wohlgemerkt. Er zeigt aber, dass er gut in die politisch korrekte Bundesrepublik der Gegenwart passt. Und dass politische Korrektheit, „Cancel Culture“ und „Wokeness“ von echter Gerechtigkeit weit entfernt sind.
Es gibt Tage, die vergisst man nicht. Tage, von denen man noch Jahre und Jahrzehnte später genau weiß, was man damals getan hat. Was man dachte oder fühlte. Der 11. September 2001 ist so ein Tag. Der islamistische Großangriff auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington markierte den Beginn des westlichen „Kriegs gegen der Terror“. Hunderttausende starben in den Folgejahren bei US-Militäroperationen. In Afghanistan, im Irak, Libyen, Syrien und anderswo. Für eine frühere Generation hatte der 1. September 1939 eine ähnliche Bedeutung: der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Oder der 8. Mai 1945: der Tag der Kapitulation der Wehrmacht.
14 „Leoparden“ für die Ukraine
Heute steht zu befürchten, dass der 25. Januar 2023 von seiner Bedeutung her an die Seite dieser welthistorischen Ereignisse treten wird. Die Bundesregierung teilt offiziell mit, sie werde der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ „Leopard 2“ aus deutschen Beständen zur Verfügung stellen. Zugleich erteile sie anderen Ländern, allen voran Polen, die Erlaubnis, ihrerseits „Leoparden“ in das Kriegsgebiet zu entsenden. Die Ankündigung, die Regierungssprecher Steffen Hebestreit der Presse am späten Vormittag mitteilte, ist keine Kriegserklärung. Der Knall, der „Wumms“, mit dem sie einhergeht, ist deutlich verhaltener als bei früheren Großkonflikten.
„Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen“, verkündete Adolf Hitler am 1. September 1939 im Reichstag. Die Rede des Nazi-„Führers“ ist ungleich pathetischer als die Ankündigung der Bundesregierung, Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken. Die Folgen sind kaum abzusehen. (Foto: Bundesarchiv/Bild 183-E10402/CC BY-SA 3.0 DE via Wikimedia Commons)
Der blasse SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Panzer-Lieferung zuvor im Bundeskabinett verkündet hatte und danach im Bundestag Stellung nahm, ist kein Hitler, der verkündet, „seit 5 Uhr 45“ werde „jetzt zurückgeschossen“. Auch Sondersendungen im Fernsehen wie 1999, als Kanzler Gerhard Schröder – gleichfalls Sozialdemokrat – von der Mattscheibe die Teilnahme deutscher Truppen am NATO-Krieg gegen Jugoslawien verkündete, fehlen diesmal. Immerhin war dies die erste direkte Kriegsbeteiligung deutscher Soldaten seit 1945. Und nach Schröders späterem Eingeständnis wohl völkerrechtswidrig.
Neue Forderungen aus Kiew
Jetzt also Panzer für die Front in der Ukraine. Die Bedeutung der Entscheidung ist nicht zu unterschätzen. Trotz der unspektakulären Verkündung . Zum ersten Mal seit acht Jahrzehnten sollen sich deutsche Kampfpanzer gegen Russland richten. Genau davor hat der Kreml seit Monaten gewarnt. Nun ist die „Rote Linie“ endgültig überschritten. Dass dies nicht etwa die Ukraine stärkt, sondern vielmehr Deutschland schwächt, wie der Bundeswehr-Verband moniert, ist der Regierung offensichtlich egal. Doch damit nicht genug: Schon kommen aus Kiew neue Forderungen. Etwa vom Ex-Botschafter der Ukraine in Berlin, Andrij Melnyk. Westliche Kampfjets sollen die Wende im Abwehrkampf gegen die russische Invasion bringen.
Andrij Melnyk im September 2022 bei der ARD-Sendung „Hart aber fair“. (Foto: Sandro Halank/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Man kann dieser Tage förmlich zusehen, wie der jahrzehntelange Frieden in Mitteleuropa zerrinnt. Nur ein paar wenige Tage schien es so, als würde Olaf Scholz den immer drängenderen Forderungen aus Kiew, Warschau und Washington nicht nachgeben. Forderungen, die auch von Grünen wie Anton Hofreiter und Liberalen wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann immer dreister vorgetragen wurden. Es schien so, als würde Scholz vor dem letzten Schritt der Eskalation zurückschrecken. Die Hoffnung war vergebens. Am Ende siegte die transatlantische Solidarität über den Friedenswillen. Anders als 2003, als Gerhard Schröder einer deutschen Beteiligung am US-Angriff auf den Irak widerstand.
Unabsehbare Konsequenzen
Die unabsehbaren Konsequenzen müssen nun alle Deutschen tragen. Auch wenn sie Panzer-Lieferungen ablehnen. Ja, der 25. Januar 2023 wird wohl im Gedächtnis bleiben. Wie der 1. September 1939 oder der 11. September 2001. Ein Tag, von dem man noch Jahre später genau weiß, was man damals dachte oder fühlte: Entsetzen. Und Hoffnungslosigkeit.
„Klimaterroristen“ lautet das Unwort des Jahres 2022. Der Begriff sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, heißt es in der Begründung der Jury. Aktivisten seien mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden“. Gewaltloser Protest, ziviler Ungehorsam und demokratischer Widerstand würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury um die Marburger Germanistin Constanze Spieß.
Womöglich zum Tod geführt
Wer die Proteste verfolgt hat, wird sich die Augen reiben und fragen, wie man nur darauf kommen kann, dass die sogenannten Aktivisten „gewaltlos“ handeln. Da werden Gemälde mit Lebensmitteln, Farbe oder Öl beworfen und damit beschädigt, wenn nicht gar zerstört. Im Straßenverkehr blockiert man Rettungswege, sodass Unbeteiligte auf Hilfe warten müssen. Das kann lebensgefährliche Folgen haben und führte in mindestens einem Fall womöglich sogar zum Tod eines Unfallopfers. Dass durch das Festkleben der „Klimaschützer“ der Asphalt unnötig beschädigt wird, mag eine Lappalie sein. Mit dem Entfernen von Straßenschildern aber greifen die Aktivisten auf gefährliche Weise in den Straßenverkehr ein. Dennoch soll man die Verantwortlichen nicht als „Klimaterroristen“ bezeichnen.
Wie sieht es aber aus, wenn „Klimaschützer“ mit Steinen oder Molotow-Cocktails auf Polizisten werfen, um den Weiler Lützerath vor dem Abriss zu bewahren? Und das, obwohl die Bewohner längst fortgezogen sind. Ihnen helfen die Aktivisten mit der klassischen Ausstattung von Linksextremen nicht. Was ist es anderes als Terrorismus, wenn in Kommunikationskanälen der Lützerath-Fans Appelle wie „Burn cops, not coal“ kursieren? Und wie sieht wohl erst nicht-friedlicher Protest aus, wenn solche Aktionen den Preisrichter des „Unworts des Jahres“ noch als friedlich gelten? Wohlgemerkt: Von den Gewaltaufrufen gegen Polizeibeamte distanziert haben sich weder die Bewegung als solche noch einzelne Exponenten wie Luisa Neubauer oder Greta Thunberg.
Brutalität der Einsatzkräfte
Man denke nur kurz an die Corona-Proteste der vergangenen drei Jahre. Man denke an die Menschen, die verhalten rufend und Transparente tragend durch die Städte ziehen. Ihre einzigen „Straftaten“ bestanden darin, im Freien keinen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und sich des Versammlungsverbots zu widersetzen. Deutschlandweit riefen Medien nach verschärftem Polizeieinsatz und Strafen für diese „Lebensgefährder“, deren Bewegung zudem von „Rechtsextremen“ unterwandert sei. Die Brutalität, die die Einsatzkräfte vor allem in Berlin gegen die Menschen an den Tag legten, der Einsatz von Wasserwerfern und die Prügelattacken wurden in der Berichterstattung meist unterschlagen. Das Vorgehen der Polizei rief sogar den UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, auf den Plan. Statt einer objektiven Berichterstattung sah sich Melzer einer Diffamierung durch Leitmedien wie die Süddeutsche Zeitung ausgesetzt.
Polizeibeamte bei der Räumung von Lützerath. (Foto: Lützi Lebt/CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons)
Heute beklagen nun tatsächlich Klimaschützer die angebliche „Polizeigewalt“ gegen Protestierende in Lützerath. Die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester, die durch Tanzvideos und skurrile Ideen von sich reden machte, ließ sich mit dem Polizei-Shuttle als – ganz im Sinne der Gendersprache so bezeichnete – „parlamentarische Beobachter*in“ ins Demonstrationsgebiet fahren. Um dann dort die Räumungsmethoden der Ordnungshüter verächtlich zu machen. Für kritische Menschen stellen sich hier viele Fragen. Dass es sich beim Beurteilen und dem Vorgehen um Doppelmoral handelt, liegt mittlerweile für den, der es sehen will, klar auf der Hand. Dass der Journalismus der öffentlich-rechtlichen Medien in keiner Weise mehr unabhängig und objektiv berichtet, ebenfalls.
Es fehlt an Verstand
Zuletzt bleibt nur: Klimaterroristen und unterstützende Grüne bekämpften in Lützerath medienwirksam die Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidung in Bezug auf den Atomausstieg. Schon 2012 war ersichtlich, dass der Atomausstieg den Ausbau von Kohlekraftwerken zur Folge haben würde. Anders wäre der deutsche Energiebedarf nicht zu sichern. Regenerative Energien wie jene aus Sonne und Wind reichen dafür nicht aus. Für derart logische Zusammenhänge, scheint es, fehlt es den Aktivisten an Verstand. Und ebenso den Grünen-Funktionären, die ihr Tun unterstützen.
In früheren Zeiten setzten Menschen, denen an Fortschritt und Veränderung gelegen war, auf Ausbildung, Forschung, Pioniergeist und Durchhaltevermögen. Heute kleben sie passiv und stumpfsinnig wartend auf der Straße, bestreiken freitags die Schule und strengen sich angesichts der vermeintlich drohenden Klima-Apokalypse auch fürs Abitur nicht mehr an. Und lassen derweil andere machen, über die sie sich hinterher beschweren.
Fußball-Deutschland liegt am Boden. Auch zwei Tage nach dem mühevollen 4:2-Sieg über Costa Rica, der dennoch das frühe Aus bei der WM in Katar besiegelte, lecken DFB und Sportfreunde die Wunden. Zum zweiten Mal in Folge schied die deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase schmachvoll aus. 2018 in Russland war nach drei Vorrunden-Spielen Schluss und jetzt ebenso im umstrittenen Golf-Emirat. Bei der Europa-Meisterschaft 2021 hatte es auch nur fürs Achtelfinale gereicht. Nie zuvor hielt eine Phase der Erfolglosigkeit beim deutschen Team so lange an. Zuzuschreiben ist das niemand anderem als den Verantwortlichen im DFB selbst.
Keine Schützenhilfe
Gescheitert ist Deutschland nicht, weil es im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica schlecht gespielt hätte. Der letztlich deutliche 4:2-Sieg ging durchaus in Ordnung. Auch wenn sich die Mannschaft gegen den Außenseiter arg abmühen musste. Zeitweise sah es sogar nach einem Sieg der Mittelamerikaner aus. Deutschland scheiterte auch nicht, weil die erhoffte Schützenhilfe aus Spanien ausblieb. Die „Furia Roja“ verlor überraschend gegen Japan. Ob absichtlich oder aus Unvermögen, sei dahingestellt. Jedenfalls zieht das Land der aufgehenden Sonne nun als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Nein, die DFB-Elf hat sich das erneute frühe Ausscheiden selbst zuzuschreiben.
Entscheidend für das blamable Aus war letztlich nicht die Leistung auf dem Platz. Auch wenn allein daran genug zu kritisieren ist. Entscheidend war die in den vergangenen Jahren immer mehr voranschreitende Politisierung des Sports. Für die DFB-Funktionäre scheint nur noch Diversität zu zählen. Eine möglichst bunte Truppe statt eines echten Teams. „Diversity wins“ (Vielfalt gewinnt) stand auf der kunterbunten Lufthansa-Maschine, die das Team nach Katar brachte. Zeitweise sollte die Nationalelf sogar bloß noch „Die Mannschaft“ heißen. „Deutsche Nationalmannschaft“ klang den Verantwortlichen wohl zu sehr nach rechter Gesinnung.
Von der FIFA verboten
Mittlerweile heißt die Devise des DFB „One Love“ (eine Liebe). Mit entsprechender bunter Herz-Armbinde sollte Kapitän Manuel Neuer im homophoben Katar antreten. Die Armbinde wendet sich nach DFB-Deutung „gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+ Menschen, aber auch gegen Rassismus und Antisemitismus“. Letztlich „gegen jede Form von Diskriminierung“. Warum dann die FIFA-Armbinde mit dem Schriftzug „No discrimination“ (keine Diskriminierung) dem DFB nicht ausreichend war, beantworteten weder Team noch Funktionäre. In der Öffentlichkeit hängen blieb jedenfalls die Unterstützung für Homo- und Transsexuelle. Der FIFA war das zuviel der Politik. Sie verbot die Armbinde.
Dass die Spieler sich Gedanken über Diskriminierung machen, ist aller Ehren wert. Spätestens auf dem Platz jedoch muss jeder Gedanke dem Sport gelten, dem Spiel nach vorn, dem Sieg. Dass dies nicht der Fall war, bestätigte nach dem Vorrunden-Aus Offensivmann Kai Havertz: Die unglückliche Armbinden-Geschichte spukte beim Japan-Spiel noch durch die Köpfe der Spieler, gab er zu. Das musste schiefgehen. „Diversity“ und politische Korrektheit schießen keine Tore. Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nicht. Sie war sich nicht zu schade, bei der 2:1-Niederlage gegen Japan mit „One Love“-Binde im Stadion zu sitzen.
Instrumentalisierung der Spieler
Hansi Flick ist bestimmt kein schlechter Trainer. Das hat er als Assistent von Jogi Löw und als Verantwortlicher beim FC Bayern München bewiesen. Auch trägt keiner der Spieler das weiße DFB-Trikot völlig zu Unrecht. Ein echtes National-Team aber bilden sie nicht. Dafür fehlt der Zusammenhalt. Und offenbar auch der Wille, für Deutschland zu siegen. Zwischenzeitlich gab die DFB-Elf das Bild eines von Politik und Medien gehetzten Rehs ab. Die politischen Botschaften, die sie vertreten sollte, überfordern die jungen Spieler. Die Instrumentalisierung hält sie davon ab, ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen. Das muss der DFB kapieren. Sonst wird dieses frühe WM-Aus nicht das letzte gewesen sein.
Es ist alles wieder normal, so scheint es. In vielen Städten sind die Buden und Christbäume der Christkindl- oder Weihnachtsmärkte bereits aufgebaut. An manchen wird sogar schon vor dem offiziellen Adventsbeginn Glühwein ausgeschenkt. „Es ist wieder Normalität eingekehrt nach zwei Jahren Corona-Zwangspause“ freuen sich Menschen in den Berichten der Medien und gehen über das Verbrechen des vergangenen Jahres mit einem großen gleichgültigen Satz hinweg.
Viele Menschen freuen sich, dass die Weihnachtszeit in diesem Jahr weitgehend ohne Corona-Einschränkungen ablaufen dürfte. Wer im Advent 2021 als Ungeimpfter Opfer von Ausgrenzung und Diskriminierung wurde, denkt womöglich anders über die besinnliche Zeit. (Foto: Pixabay)
Nach einem langen Hin und Her waren die Christkindlmärkte im Spätherbst 2021 in vielen Städten und Gemeinden schließlich doch untersagt worden. Begründet wurde dies mit hohen Inzidenzen, die trotz vorangeschrittener Zahlen an Geimpften viel höher waren als 2020, und der als zu niedrig eingestuften Zahl an Impfwilligen. Wie Mahnmale zeigten die halb aufgebauten Stände auf den Rathaus- und Kirchplätzen der Republik auf die Gruppe der Ungeimpften, die von Politik und Medien als Schuldige hingestellt wurden und von zu vielen Menschen auch so gesehen wurden. „Wegen dir können wir nicht wie jedes Jahr Glühwein trinken“, hörten zahlreiche Menschen auf der Arbeit Beruf, im Freundeskreis und selbst in der Familie.
Weithin praktizierte Ausgrenzung
Statt zusammenzurücken, familiärer Besinnlichkeit und Hilfe für gesellschaftlich Benachteiligte, wurde mit jubelnder Billigung der Gesellschaft ausgegrenzt oder zur weithin praktizierten Ausgrenzung zumindest geschwiegen. Es wurde zugesehen, wie um die Märkte, die ausnahmsweise an manchen Orten doch stattfinden durften, Gatter gezogen wurden, die Ungeimpfte oder „Getestete“ aussperren sollten. Es wurde geschwiegen, als Security-Personal vor Ein- und Ausgängen platziert wurde, das akribisch Impf- und Genesenen-Nachweise und QR-Codes überprüfte. Wer diese nicht hatte, wurde fortgeschickt.
In diesem Advent dürften die Christkindl- und Weihnachtsmärkte wieder voll werden. 2021 fanden sie entweder gar nicht statt, wurden abgebrochen – oder es galten Zugangsverbote für Ungeimpfte. (Foto: Pixabay)
Es wurde geschwiegen, als farbige Bänder zur Kennzeichnung der beiden Gruppen vergeben wurden. Doch nicht nur das: Es wurde sogar ehrfürchtig als fortschrittliche Innovation begrüßt – wie eine Urkunde beim Sportwettkampf. Und wer doch Kritik aussprach, tat das leise – mit einem Blick nach links und zwei nach rechts. Denn dieser politischen Richtung wollte man nicht zugeordnet werden. Es wurde weggesehen und gehorcht, als auch noch das Verbot kam, als Geimpfter Ungeimpften Speisen zu kaufen und zu überreichen. Barmherzigkeit und Schenken erhielten so eine ganz neue, fatale Bedeutung.
Ungeimpfte ausgeladen
Ebenso lief es in den Kirchen. Auch hier war man fast stolz, die neuen Aussätzigen mit dem „falschen“ Impfstatus zu identifizieren und des Gotteshauses zu verweisen. Desinfektionsmittel ersetzte das Weihwasser – zum ganzen Stolz mancher Geistlicher. Statt dem Friedensgruß ein böser Blick und ein Verweis auf 3G, nachdem 2G vielerorts dann doch abgelehnt worden war. Auch in privaten Haushalten gab es Begrenzungen. Nicht selten wollte die liebe Verwandtschaft selbst Nachweise sehen. Oder lud auf Anraten mancher Medien die Ungeimpften gleich ganz aus.
Manch ein Ungeimpfter, der im vergangenen Jahr von der familiären Weihnachtsfeier ausgeschlossen war, dürfte diesmal beim Blick auf die Geschenke unterm Christbaum unangenehme Erinnerungen verspüren. (Foto: Pixabay)
„Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause endlich wieder Normalität.“ Nein, was im vergangenen Jahr geschah, war ganz und gar nicht normal. Ausgerechnet in der besinnlichen Weihnachtszeit, in der Familie und Nächstenliebe im Vordergrund stehen sollten, wurde gespalten. Die Opfer können das weder vergessen noch einfach so darüber hinweggehen. Viele werden in diesem Jahr Stiche spüren. Beim Blick auf weihnachtlich dekorierte Christkindlmärkte, auf Geschenke, wenn der Finger in den Weihwasserkessel eintaucht, bei der Weihnachtspredigt und am Familientisch.
Das Unrecht aufarbeiten
Das muss aufgearbeitet werden. Auch und gerade in den Familien. Mit Verständnis und mancher Entschuldigung. Und indem man hinterfragt, warum man selbst so gehandelt hat. Warum man ausgegrenzt und verurteilt hat. Und man muss überlegen, wie man einem derartigen Unrecht an seinen Mitmenschen künftig begegnen kann. Dann kann Weihnachten kommen.
Eigentlich wollte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute ein Zeichen setzen. Für Vielfalt und gegen Homophobie. Kapitän Manuel Neuer sollte beim WM-Auftakt des DFB-Teams gegen Japan mit „One Love“-Armbinde antreten. Die Botschaft, für die das Herz in Regenbogen-Anmutung stehen soll: Jede Liebe ist richtig. In der Bundesrepublik kommt das gut an. Auch wenn die Mehrheit „One Love“ eher als Bekenntnis zu Homosexualität lesen dürfte. In Katar und beim Fußball-Weltverband FIFA jedenfalls kommt die Armbinde weniger gut an. Hier steht sie für eine unzulässige Vermischung von Sport und Politik.
„Keine Diskriminierung“
Aus Angst vor drohenden Gelben Karten verzichtete der Deutsche Fußball-Bund letztlich auf die „One Love“-Binde. Stattdessen trug Neuer als Spielführer der deutschen Elf die offizielle FIFA-Botschaft „No discrimination“ am Arm. Also: keine Diskriminierung. Warum dieser klar verständliche Ausdruck weniger aussagekräftig sein soll, erschließt sich nicht. Die Supermarkt-Kette Rewe beendete dennoch ihre Zusammenarbeit mit dem DFB. Der Kölner Lebensmitteleinhändler gibt sich seit Jahren als Unterstützer von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. An nahezu allen Rewe-Märkten prangt die Regenbogenfahne der LGBT-Bewegung.
Die Regenbogen-Fahne steht für die Homo- und Transsexuellen-Bewegung. (Foto: Pixabay)
Beim Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Japan hielten sich die DFB-Spieler symbolisch den Mund zu. Ein Zeichen des Protests gegen (vermeintliche) Zensur durch die FIFA. Beim anschließenden Spiel entwickelte das Team kaum sportlichen Ehrgeiz. Das 1:0 durch Ilkay Gündogan fiel nach einem Elfmeter. Der auf dem Papier weitgehend chancenlose Außenseiter Japan verwandelte den 1:0-Rückstand innerhalb von acht Minuten in einen fulminanten 2:1-Sieg. Am Ende wären für die Japaner sogar noch mehr Tore möglich gewesen. Bundesinnenminister Nancy Faeser verfolgte von der Tribüne aus eine Partie, die dem DFB-Team gewiss nicht zum Ruhm gereicht. Dass es ihr weniger um den sportlichen Erfolg ging, beweist ihr Auftritt. Faeser saß mit der „One Love“-Armbinde neben FIFA-Chef Gianni Infantino, die Neuer nicht tragen durfte.
Aus nach der WM-Gruppenphase
Was Kritiker schon vor Beginn der WM befürchtet haben, beginnt sich nun zu bewahrheiten. Die Nationalelf legt zwar sehr viel Wert auf Diversität und Vielfalt. Aber nicht so sehr auf die Leistung auf dem Platz. Also darauf, worauf es beim Fußball ankommt. Eigentlich. Wenn man den Sport nicht als Bühne für politische Botschaften missbraucht. Die Leistung im Spiel gegen Japan passt also ins Bild einer Mannschaft, die am eigenen sportlichen Erfolg offenbar wenig Interesse hat. Nun droht der deutschen Elf bereits zum zweiten Mal in Folge bei einer WM das Aus nach der Gruppenphase. Sie hätte es verdient.
Wer an Fußball-Weltmeisterschaften denkt, denkt an sommerliche Stadien, begeisterte Fans, „Public Viewing“ auf sonnenbeschienenen Fanmeilen und eine deutsche Mannschaft, die ihr Bestes gibt, den Titel zu erringen. Dass die Nationalelf mittlerweile nicht mehr zu den Favoriten zählt, ist für Sportfreunde nichts Neues. Dass die WM aber im Herbst und Winter stattfindet – das ist durchaus ungewohnt. Ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn Millionen Menschen sich auf das bedeutendste Fest des Jahres vorbereiten! Wirkliche WM-Stimmung will da nicht aufkommen. Noch dazu gehen nun ab morgen die 32 qualifizierten Teams in Katar auf Pokaljagd, in einem autoritären Wüstenstaat am Persischen Golf. Umstrittener könnte der WM-Gastgeber kaum sein.
Nicht der einzige Kritikpunkt
Das mediale Interesse gilt seit Wochen dem strengen Verbot homosexueller Handlungen in dem islamischen Emirat. Als sei das der einzige Kritikpunkt! Er ist es keineswegs. Allein beim Bau der Fußball-Stadien sollen Schätzungen zufolge Tausende Gastarbeiter gestorben sein. Die Arbeitsbedingungen gelten als verheerend. Doch damit nicht genug: In dem sunnitisch-wahhabitischen Emirat, das im Verdacht steht, den radikalen Islamismus zu fördern, sind Frauen und Andersgläubige weiterhin Benachteiligungen und Diskriminierung ausgesetzt. Christliche Symbole etwa sind in der Öffentlichkeit faktisch verboten.
Das Lusail-Stadion in Katar. In der größten WM-Arena soll am 18. Dezember das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden. (Foto: AFL Architects on Vimeo.com/CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)
Die politisch-mediale Kritik, die Katar nicht nur aus Deutschland entgegenschlägt, ist daher verständlich. Trotz der Einengung auf das Thema Homosexualität – die politische Korrektheit lässt grüßen. Katar hat allerdings auch kaum fußballerische Traditionen und ist als Ausrichter eines solchen Großturniers daher denkbar ungeeignet. Erst recht, wenn es aufgrund der Temperaturen in der arabischen Wüste in die kalte Jahreszeit verlegt werden muss. Abgesehen davon bekam Katar die WM womöglich nur zugesprochen, weil zuvor reichlich Schmiergelder ans Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA geflossen waren.
Doppelmoral der Bundesregierung
Bei aller berechtigten Kritik an Katar – das offizielle Deutschland sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wenn Katars Außenminister der Bundesregierung eine ordentliche Portion Doppelmoral bescheinigt, hat er damit nämlich völlig Recht. Die deutsche Kritik an Katar ist hochgradig heuchlerisch. SPD-Innenministerin Nancy Faeser macht das Land wegen seiner Homosexuellen-Gesetze nieder. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck dagegen hofiert es als Energiepartner. Über Jahrzehnte lieferte Russland zuverlässig Erdgas nach Deutschland. Seit dem Ukraine-Krieg ist das politisch nicht mehr gewollt. Nun soll Katar einspringen. Um von Russland loszukommen, ist der Politik jedes Mittel recht. Auch wenn dabei die Menschenrechte auf der Strecke bleiben.
„Fanhansa“ mit politisch korrekter Botschaft. (Foto: Timo Ackermann/Lufthansa Group)
Zurück zur WM. Ob die deutsche Nationalmannschaft länger als bis zum Ende der Gruppenphase durchhält? Millionen Deutschen ist das ziemlich egal. Selbst eingefleischten Fans. Für viele haben die Auftritte der DFB-Auswahl ihren Reiz verloren. 2006 beim „Sommermärchen“ im eigenen Land war gefühlt die ganze Republik ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Längst gilt beim DFB, der sich für kaum einen Auswuchs der politischen Korrektheit zu schade ist, die Regenbogenfahne der Homo- und Transsexuellen-Bewegung mehr als die deutschen Farben.
Kein sportlicher Ehrgeiz
Ohnehin geht man bei der Nationalelf offenbar selbst nicht von einem Erfolg bei der WM aus. Die Lufthansa-Maschine, mit der der Kader um Bundestrainer Hansi Flick Richtung Katar gestartet ist, trägt durch seine Aufschrift politischen Wunschvorstellungen weit mehr Rechnung als dem sportlichen Ehrgeiz der Spieler. Sofern der überhaupt vorhanden ist. Die Lackierung des Airbus A330 zeigt elf Figuren, von denen sechs mit dem DFB-Trikot bekleidet sind. Offenbar Spieler und Fans. Fünf der Figuren sind dunkelhäutig – und damit klar überrepräsentiert. Zumindest, wenn man die deutsche Bevölkerung zugrundelegt. Dazu liest man „Diversity wins“ auf der Maschine: Vielfalt gewinnt.
Wenn aber eine vermeintliche Vielfalt gewinnen soll – wie kann dann die deutsche Nationalmannschaft siegen? Will sie gar nicht gewinnen? Reicht es ihr, ein Zeichen der politischen Korrektheit zu setzen? Es wäre ihr zuzutrauen. Vermutlich ist sie zur Zeit zu mehr auch gar nicht in der Lage.
Die radikale Klimaschutz-Bewegung hat offenbar ihr erstes Todesopfer gefordert. Eine 44-jährige Radfahrerin, die bei einem Unfall in Berlin von einem Lkw überrollt und dabei lebensgefährlich verletzt wurde, ist gestorben. Weil Aktivisten der sogenannten „Letzten Generation“ die Stadtautobahn A100 blockiert hatten, stand ein Rettungsfahrzeug im Stau und war zunächst nicht in der Lage, zum Unfallort zu gelangen. Die verunglückte Frau konnte daher wohl nur verzögert medizinisch versorgt werden. Es ist nicht bewiesen, liegt aber nahe, dass die Frau auch wegen der Protest-Aktion der Klimaschützer sterben musste.
Aktivisten der „Letzten Generation“ haben sich in Berlin auf der Straße festgeklebt. Solche Aktionen können für Unbeteiligte lebensgefährlich werden. (Foto: Stefan Müller/Climate Stuff/CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)
Dass ein solcher Fall irgendwann eintreten würde, war zu befürchten. Experten sehen radikale Klimaschützer längst auf dem Weg, eine neue Terror-Organisation wie die RAF zu werden. Dass den Aktivisten, die sich auf Fahrbahnen oder an Kunstwerke kleben, Menschenleben wenig bedeuten, zeigen die Reaktionen auf den Tod der 44-jährigen Berlinerin. Zwar gibt sich die „Letzte Generation“ bestürzt. Zugleich kritisiert sie aber eine „Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze“ in den Medien. Das wahre Opfer also seien die Aktivisten, deren „demokratischer Protest“ delegitimiert werden solle. Einsicht sieht anders aus!
Hochgradig gefährlich
Wie man zum Klimaschutz steht, ist hier unerheblich. Ob man ihn zur Rettung einer womöglich durch Hitze, Dürre und steigenden Meeresspiegel bedrohten Welt für nötig hält – oder darin blanken ideologischen Unsinn erkennt. Wer Leben aufs Spiel setzt, um seine politischen Ziele zu erreichen, ist kein Demokrat, der seine grundgesetzlich verbrieften Rechte wahrnimmt. Nein, so jemand ist hochgradig gefährlich. Ein Krimineller, der über Leichen geht. Er muss mit allen Mitteln des Rechtsstaats bekämpft werden. Die Zeit der Kuschelei mit den radikalen Klimaschützern muss ein Ende haben.
Ein Notarzt löst die Handfläche eines am Asphalt festgeklebten Aktivisten der „Letzten Generation“. (Foto: Felix Müller/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Der Unmut in der Politik scheint nach dem Tod der Radfahrerin groß. Die Aktionen der Klimaschützer stießen nicht auf seinen Beifall, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Dass sich im politischen Umgang mit der „Letzten Generation“ und ihren stillschweigenden Unterstützern bei den „Fridays for Future“ aber tatsächlich etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Ein Machtwort des Kanzlers wie zuletzt bei der Frage nach einer möglichen Laufzeit-Verlängerung der verbliebenen deutschen Atomkraftwerke ist nicht zu erwarten. Zu sehr muss Scholz Rücksicht auf seinen grünen Koalitionspartner nehmen. Und der, so ist zu befürchten, billigt vielleicht nicht die Methoden der „Letzten Generation“. Aber doch zumindest deren Ziele.