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„Diversity“ schießt keine Tore

Fußball-Deutschland liegt am Boden. Auch zwei Tage nach dem mühevollen 4:2-Sieg über Costa Rica, der dennoch das frühe Aus bei der WM in Katar besiegelte, lecken DFB und Sportfreunde die Wunden. Zum zweiten Mal in Folge schied die deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase schmachvoll aus. 2018 in Russland war nach drei Vorrunden-Spielen Schluss und jetzt ebenso im umstrittenen Golf-Emirat. Bei der Europa-Meisterschaft 2021 hatte es auch nur fürs Achtelfinale gereicht. Nie zuvor hielt eine Phase der Erfolglosigkeit beim deutschen Team so lange an. Zuzuschreiben ist das niemand anderem als den Verantwortlichen im DFB selbst.

Keine Schützenhilfe

Gescheitert ist Deutschland nicht, weil es im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica schlecht gespielt hätte. Der letztlich deutliche 4:2-Sieg ging durchaus in Ordnung. Auch wenn sich die Mannschaft gegen den Außenseiter arg abmühen musste. Zeitweise sah es sogar nach einem Sieg der Mittelamerikaner aus. Deutschland scheiterte auch nicht, weil die erhoffte Schützenhilfe aus Spanien ausblieb. Die „Furia Roja“ verlor überraschend gegen Japan. Ob absichtlich oder aus Unvermögen, sei dahingestellt. Jedenfalls zieht das Land der aufgehenden Sonne nun als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Nein, die DFB-Elf hat sich das erneute frühe Ausscheiden selbst zuzuschreiben.

Mit dieser Armbinde sollte Torwart Manuel Neuer bei der WM in Katar antreten. Die FIFA verbot es ihm. (Foto: © DFB)

Entscheidend für das blamable Aus war letztlich nicht die Leistung auf dem Platz. Auch wenn allein daran genug zu kritisieren ist. Entscheidend war die in den vergangenen Jahren immer mehr voranschreitende Politisierung des Sports. Für die DFB-Funktionäre scheint nur noch Diversität zu zählen. Eine möglichst bunte Truppe statt eines echten Teams. „Diversity wins“ (Vielfalt gewinnt) stand auf der kunterbunten Lufthansa-Maschine, die das Team nach Katar brachte. Zeitweise sollte die Nationalelf sogar bloß noch „Die Mannschaft“ heißen. „Deutsche Nationalmannschaft“ klang den Verantwortlichen wohl zu sehr nach rechter Gesinnung.

Von der FIFA verboten

Mittlerweile heißt die Devise des DFB „One Love“ (eine Liebe). Mit entsprechender bunter Herz-Armbinde sollte Kapitän Manuel Neuer im homophoben Katar antreten. Die Armbinde wendet sich nach DFB-Deutung „gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+ Menschen, aber auch gegen Rassismus und Antisemitismus“. Letztlich „gegen jede Form von Diskriminierung“. Warum dann die FIFA-Armbinde mit dem Schriftzug „No discrimination“ (keine Diskriminierung) dem DFB nicht ausreichend war, beantworteten weder Team noch Funktionäre. In der Öffentlichkeit hängen blieb jedenfalls die Unterstützung für Homo- und Transsexuelle. Der FIFA war das zuviel der Politik. Sie verbot die Armbinde.

Dass die Spieler sich Gedanken über Diskriminierung machen, ist aller Ehren wert. Spätestens auf dem Platz jedoch muss jeder Gedanke dem Sport gelten, dem Spiel nach vorn, dem Sieg. Dass dies nicht der Fall war, bestätigte nach dem Vorrunden-Aus Offensivmann Kai Havertz: Die unglückliche Armbinden-Geschichte spukte beim Japan-Spiel noch durch die Köpfe der Spieler, gab er zu. Das musste schiefgehen. „Diversity“ und politische Korrektheit schießen keine Tore. Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nicht. Sie war sich nicht zu schade, bei der 2:1-Niederlage gegen Japan mit „One Love“-Binde im Stadion zu sitzen.

Instrumentalisierung der Spieler

Hansi Flick ist bestimmt kein schlechter Trainer. Das hat er als Assistent von Jogi Löw und als Verantwortlicher beim FC Bayern München bewiesen. Auch trägt keiner der Spieler das weiße DFB-Trikot völlig zu Unrecht. Ein echtes National-Team aber bilden sie nicht. Dafür fehlt der Zusammenhalt. Und offenbar auch der Wille, für Deutschland zu siegen. Zwischenzeitlich gab die DFB-Elf das Bild eines von Politik und Medien gehetzten Rehs ab. Die politischen Botschaften, die sie vertreten sollte, überfordern die jungen Spieler. Die Instrumentalisierung hält sie davon ab, ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen. Das muss der DFB kapieren. Sonst wird dieses frühe WM-Aus nicht das letzte gewesen sein.

Frank Brettemer

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Nationalelf im Zeichen des Regenbogens

Eigentlich wollte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute ein Zeichen setzen. Für Vielfalt und gegen Homophobie. Kapitän Manuel Neuer sollte beim WM-Auftakt des DFB-Teams gegen Japan mit „One Love“-Armbinde antreten. Die Botschaft, für die das Herz in Regenbogen-Anmutung stehen soll: Jede Liebe ist richtig. In der Bundesrepublik kommt das gut an. Auch wenn die Mehrheit „One Love“ eher als Bekenntnis zu Homosexualität lesen dürfte. In Katar und beim Fußball-Weltverband FIFA jedenfalls kommt die Armbinde weniger gut an. Hier steht sie für eine unzulässige Vermischung von Sport und Politik.

„Keine Diskriminierung“

Aus Angst vor drohenden Gelben Karten verzichtete der Deutsche Fußball-Bund letztlich auf die „One Love“-Binde. Stattdessen trug Neuer als Spielführer der deutschen Elf die offizielle FIFA-Botschaft „No discrimination“ am Arm. Also: keine Diskriminierung. Warum dieser klar verständliche Ausdruck weniger aussagekräftig sein soll, erschließt sich nicht. Die Supermarkt-Kette Rewe beendete dennoch ihre Zusammenarbeit mit dem DFB. Der Kölner Lebensmitteleinhändler gibt sich seit Jahren als Unterstützer von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. An nahezu allen Rewe-Märkten prangt die Regenbogenfahne der LGBT-Bewegung.

Die Regenbogen-Fahne steht für die Homo- und Transsexuellen-Bewegung. (Foto: Pixabay)

Beim Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Japan hielten sich die DFB-Spieler symbolisch den Mund zu. Ein Zeichen des Protests gegen (vermeintliche) Zensur durch die FIFA. Beim anschließenden Spiel entwickelte das Team kaum sportlichen Ehrgeiz. Das 1:0 durch Ilkay Gündogan fiel nach einem Elfmeter. Der auf dem Papier weitgehend chancenlose Außenseiter Japan verwandelte den 1:0-Rückstand innerhalb von acht Minuten in einen fulminanten 2:1-Sieg. Am Ende wären für die Japaner sogar noch mehr Tore möglich gewesen. Bundesinnenminister Nancy Faeser verfolgte von der Tribüne aus eine Partie, die dem DFB-Team gewiss nicht zum Ruhm gereicht. Dass es ihr weniger um den sportlichen Erfolg ging, beweist ihr Auftritt. Faeser saß mit der „One Love“-Armbinde neben FIFA-Chef Gianni Infantino, die Neuer nicht tragen durfte.

Aus nach der WM-Gruppenphase

Was Kritiker schon vor Beginn der WM befürchtet haben, beginnt sich nun zu bewahrheiten. Die Nationalelf legt zwar sehr viel Wert auf Diversität und Vielfalt. Aber nicht so sehr auf die Leistung auf dem Platz. Also darauf, worauf es beim Fußball ankommt. Eigentlich. Wenn man den Sport nicht als Bühne für politische Botschaften missbraucht. Die Leistung im Spiel gegen Japan passt also ins Bild einer Mannschaft, die am eigenen sportlichen Erfolg offenbar wenig Interesse hat. Nun droht der deutschen Elf bereits zum zweiten Mal in Folge bei einer WM das Aus nach der Gruppenphase. Sie hätte es verdient.

Thomas Wolf

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Fußball-WM der Heuchelei

Wer an Fußball-Weltmeisterschaften denkt, denkt an sommerliche Stadien, begeisterte Fans, „Public Viewing“ auf sonnenbeschienenen Fanmeilen und eine deutsche Mannschaft, die ihr Bestes gibt, den Titel zu erringen. Dass die Nationalelf mittlerweile nicht mehr zu den Favoriten zählt, ist für Sportfreunde nichts Neues. Dass die WM aber im Herbst und Winter stattfindet – das ist durchaus ungewohnt. Ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn Millionen Menschen sich auf das bedeutendste Fest des Jahres vorbereiten! Wirkliche WM-Stimmung will da nicht aufkommen. Noch dazu gehen nun ab morgen die 32 qualifizierten Teams in Katar auf Pokaljagd, in einem autoritären Wüstenstaat am Persischen Golf. Umstrittener könnte der WM-Gastgeber kaum sein.

Nicht der einzige Kritikpunkt

Das mediale Interesse gilt seit Wochen dem strengen Verbot homosexueller Handlungen in dem islamischen Emirat. Als sei das der einzige Kritikpunkt! Er ist es keineswegs. Allein beim Bau der Fußball-Stadien sollen Schätzungen zufolge Tausende Gastarbeiter gestorben sein. Die Arbeitsbedingungen gelten als verheerend. Doch damit nicht genug: In dem sunnitisch-wahhabitischen Emirat, das im Verdacht steht, den radikalen Islamismus zu fördern, sind Frauen und Andersgläubige weiterhin Benachteiligungen und Diskriminierung ausgesetzt. Christliche Symbole etwa sind in der Öffentlichkeit faktisch verboten.

Das Lusail-Stadion in Katar. In der größten WM-Arena soll am 18. Dezember das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden. (Foto: AFL Architects on Vimeo.com/CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

Die politisch-mediale Kritik, die Katar nicht nur aus Deutschland entgegenschlägt, ist daher verständlich. Trotz der Einengung auf das Thema Homosexualität – die politische Korrektheit lässt grüßen. Katar hat allerdings auch kaum fußballerische Traditionen und ist als Ausrichter eines solchen Großturniers daher denkbar ungeeignet. Erst recht, wenn es aufgrund der Temperaturen in der arabischen Wüste in die kalte Jahreszeit verlegt werden muss. Abgesehen davon bekam Katar die WM womöglich nur zugesprochen, weil zuvor reichlich Schmiergelder ans Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA geflossen waren. 

Doppelmoral der Bundesregierung

Bei aller berechtigten Kritik an Katar – das offizielle Deutschland sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wenn Katars Außenminister der Bundesregierung eine ordentliche Portion Doppelmoral bescheinigt, hat er damit nämlich völlig Recht. Die deutsche Kritik an Katar ist hochgradig heuchlerisch. SPD-Innenministerin Nancy Faeser macht das Land wegen seiner Homosexuellen-Gesetze nieder. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck dagegen hofiert es als Energiepartner. Über Jahrzehnte lieferte Russland zuverlässig Erdgas nach Deutschland. Seit dem Ukraine-Krieg ist das politisch nicht mehr gewollt. Nun soll Katar einspringen. Um von Russland loszukommen, ist der Politik jedes Mittel recht. Auch wenn dabei die Menschenrechte auf der Strecke bleiben.

„Fanhansa“ mit politisch korrekter Botschaft. (Foto: Timo Ackermann/Lufthansa Group)

Zurück zur WM. Ob die deutsche Nationalmannschaft länger als bis zum Ende der Gruppenphase durchhält? Millionen Deutschen ist das ziemlich egal. Selbst eingefleischten Fans. Für viele haben die Auftritte der DFB-Auswahl ihren Reiz verloren. 2006 beim „Sommermärchen“ im eigenen Land war gefühlt die ganze Republik ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Längst gilt beim DFB, der sich für kaum einen Auswuchs der politischen Korrektheit zu schade ist, die Regenbogenfahne der Homo- und Transsexuellen-Bewegung mehr als die deutschen Farben.

Kein sportlicher Ehrgeiz

Ohnehin geht man bei der Nationalelf offenbar selbst nicht von einem Erfolg bei der WM aus. Die Lufthansa-Maschine, mit der der Kader um Bundestrainer Hansi Flick Richtung Katar gestartet ist, trägt durch seine Aufschrift politischen Wunschvorstellungen weit mehr Rechnung als dem sportlichen Ehrgeiz der Spieler. Sofern der überhaupt vorhanden ist. Die Lackierung des Airbus A330 zeigt elf Figuren, von denen sechs mit dem DFB-Trikot bekleidet sind. Offenbar Spieler und Fans. Fünf der Figuren sind dunkelhäutig – und damit klar überrepräsentiert. Zumindest, wenn man die deutsche Bevölkerung zugrundelegt. Dazu liest man „Diversity wins“ auf der Maschine: Vielfalt gewinnt.

Wenn aber eine vermeintliche Vielfalt gewinnen soll – wie kann dann die deutsche Nationalmannschaft siegen? Will sie gar nicht gewinnen? Reicht es ihr, ein Zeichen der politischen Korrektheit zu setzen? Es wäre ihr zuzutrauen. Vermutlich ist sie zur Zeit zu mehr auch gar nicht in der Lage.

Frank Brettemer