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Die „Terroristen“, die keine sein dürfen

„Klimaterroristen“ lautet das Unwort des Jahres 2022. Der Begriff sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, heißt es in der Begründung der Jury. Aktivisten seien mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden“. Gewaltloser Protest, ziviler Ungehorsam und demokratischer Widerstand würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury um die Marburger Germanistin Constanze Spieß.

Womöglich zum Tod geführt

Wer die Proteste verfolgt hat, wird sich die Augen reiben und fragen, wie man nur darauf kommen kann, dass die sogenannten Aktivisten „gewaltlos“ handeln. Da werden Gemälde mit Lebensmitteln, Farbe oder Öl beworfen und damit beschädigt, wenn nicht gar zerstört. Im Straßenverkehr blockiert man Rettungswege, sodass Unbeteiligte auf Hilfe warten müssen. Das kann lebensgefährliche Folgen haben und führte in mindestens einem Fall womöglich sogar zum Tod eines Unfallopfers. Dass durch das Festkleben der „Klimaschützer“ der Asphalt unnötig beschädigt wird, mag eine Lappalie sein. Mit dem Entfernen von Straßenschildern aber greifen die Aktivisten auf gefährliche Weise in den Straßenverkehr ein. Dennoch soll man die Verantwortlichen nicht als „Klimaterroristen“ bezeichnen.

Der Weiler Lützerath vor Beginn des Abrisses. (Foto: Arne Müseler/garzweiler.com/CC BY-SA 3.0 DE via Wikimedia Commons)

Wie sieht es aber aus, wenn „Klimaschützer“ mit Steinen oder Molotow-Cocktails auf Polizisten werfen, um den Weiler Lützerath vor dem Abriss zu bewahren? Und das, obwohl die Bewohner längst fortgezogen sind. Ihnen helfen die Aktivisten mit der klassischen Ausstattung von Linksextremen nicht. Was ist es anderes als Terrorismus, wenn in Kommunikationskanälen der Lützerath-Fans Appelle wie „Burn cops, not coal“ kursieren? Und wie sieht wohl erst nicht-friedlicher Protest aus, wenn solche Aktionen den Preisrichter des „Unworts des Jahres“ noch als friedlich gelten? Wohlgemerkt: Von den Gewaltaufrufen gegen Polizeibeamte distanziert haben sich weder die Bewegung als solche noch einzelne Exponenten wie Luisa Neubauer oder Greta Thunberg.

Brutalität der Einsatzkräfte

Man denke nur kurz an die Corona-Proteste der vergangenen drei Jahre. Man denke an die Menschen, die verhalten rufend und Transparente tragend durch die Städte ziehen. Ihre einzigen „Straftaten“ bestanden darin, im Freien keinen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und sich des Versammlungsverbots zu widersetzen. Deutschlandweit riefen Medien nach verschärftem Polizeieinsatz und Strafen für diese „Lebensgefährder“, deren Bewegung zudem von „Rechtsextremen“ unterwandert sei. Die Brutalität, die die Einsatzkräfte vor allem in Berlin gegen die Menschen an den Tag legten, der Einsatz von Wasserwerfern und die Prügelattacken wurden in der Berichterstattung meist unterschlagen. Das Vorgehen der Polizei rief sogar den UN-Sonderberichterstatter über Folter, Nils Melzer, auf den Plan. Statt einer objektiven Berichterstattung sah sich Melzer einer Diffamierung durch Leitmedien wie die Süddeutsche Zeitung ausgesetzt.

Polizeibeamte bei der Räumung von Lützerath. (Foto: Lützi Lebt/CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons)

Heute beklagen nun tatsächlich Klimaschützer die angebliche „Polizeigewalt“ gegen Protestierende in Lützerath. Die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester, die durch Tanzvideos und skurrile Ideen von sich reden machte, ließ sich mit dem Polizei-Shuttle als – ganz im Sinne der Gendersprache so bezeichnete – „parlamentarische Beobachter*in“ ins Demonstrationsgebiet fahren. Um dann dort die Räumungsmethoden der Ordnungshüter verächtlich zu machen. Für kritische Menschen stellen sich hier viele Fragen. Dass es sich beim Beurteilen und dem Vorgehen um Doppelmoral handelt, liegt mittlerweile für den, der es sehen will, klar auf der Hand. Dass der Journalismus der öffentlich-rechtlichen Medien in keiner Weise mehr unabhängig und objektiv berichtet, ebenfalls.

Es fehlt an Verstand

Zuletzt bleibt nur: Klimaterroristen und unterstützende Grüne bekämpften in Lützerath medienwirksam die Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidung in Bezug auf den Atomausstieg. Schon 2012 war ersichtlich, dass der Atomausstieg den Ausbau von Kohlekraftwerken zur Folge haben würde. Anders wäre der deutsche Energiebedarf nicht zu sichern. Regenerative Energien wie jene aus Sonne und Wind reichen dafür nicht aus. Für derart logische Zusammenhänge, scheint es, fehlt es den Aktivisten an Verstand. Und ebenso den Grünen-Funktionären, die ihr Tun unterstützen.

In früheren Zeiten setzten Menschen, denen an Fortschritt und Veränderung gelegen war, auf Ausbildung, Forschung, Pioniergeist und Durchhaltevermögen. Heute kleben sie passiv und stumpfsinnig wartend auf der Straße, bestreiken freitags die Schule und strengen sich angesichts der vermeintlich drohenden Klima-Apokalypse auch fürs Abitur nicht mehr an. Und lassen derweil andere machen, über die sie sich hinterher beschweren.

Felicitas Nowak

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„Diversity“ schießt keine Tore

Fußball-Deutschland liegt am Boden. Auch zwei Tage nach dem mühevollen 4:2-Sieg über Costa Rica, der dennoch das frühe Aus bei der WM in Katar besiegelte, lecken DFB und Sportfreunde die Wunden. Zum zweiten Mal in Folge schied die deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase schmachvoll aus. 2018 in Russland war nach drei Vorrunden-Spielen Schluss und jetzt ebenso im umstrittenen Golf-Emirat. Bei der Europa-Meisterschaft 2021 hatte es auch nur fürs Achtelfinale gereicht. Nie zuvor hielt eine Phase der Erfolglosigkeit beim deutschen Team so lange an. Zuzuschreiben ist das niemand anderem als den Verantwortlichen im DFB selbst.

Keine Schützenhilfe

Gescheitert ist Deutschland nicht, weil es im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica schlecht gespielt hätte. Der letztlich deutliche 4:2-Sieg ging durchaus in Ordnung. Auch wenn sich die Mannschaft gegen den Außenseiter arg abmühen musste. Zeitweise sah es sogar nach einem Sieg der Mittelamerikaner aus. Deutschland scheiterte auch nicht, weil die erhoffte Schützenhilfe aus Spanien ausblieb. Die „Furia Roja“ verlor überraschend gegen Japan. Ob absichtlich oder aus Unvermögen, sei dahingestellt. Jedenfalls zieht das Land der aufgehenden Sonne nun als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Nein, die DFB-Elf hat sich das erneute frühe Ausscheiden selbst zuzuschreiben.

Mit dieser Armbinde sollte Torwart Manuel Neuer bei der WM in Katar antreten. Die FIFA verbot es ihm. (Foto: © DFB)

Entscheidend für das blamable Aus war letztlich nicht die Leistung auf dem Platz. Auch wenn allein daran genug zu kritisieren ist. Entscheidend war die in den vergangenen Jahren immer mehr voranschreitende Politisierung des Sports. Für die DFB-Funktionäre scheint nur noch Diversität zu zählen. Eine möglichst bunte Truppe statt eines echten Teams. „Diversity wins“ (Vielfalt gewinnt) stand auf der kunterbunten Lufthansa-Maschine, die das Team nach Katar brachte. Zeitweise sollte die Nationalelf sogar bloß noch „Die Mannschaft“ heißen. „Deutsche Nationalmannschaft“ klang den Verantwortlichen wohl zu sehr nach rechter Gesinnung.

Von der FIFA verboten

Mittlerweile heißt die Devise des DFB „One Love“ (eine Liebe). Mit entsprechender bunter Herz-Armbinde sollte Kapitän Manuel Neuer im homophoben Katar antreten. Die Armbinde wendet sich nach DFB-Deutung „gegen die Ausgrenzung von LGBTQ+ Menschen, aber auch gegen Rassismus und Antisemitismus“. Letztlich „gegen jede Form von Diskriminierung“. Warum dann die FIFA-Armbinde mit dem Schriftzug „No discrimination“ (keine Diskriminierung) dem DFB nicht ausreichend war, beantworteten weder Team noch Funktionäre. In der Öffentlichkeit hängen blieb jedenfalls die Unterstützung für Homo- und Transsexuelle. Der FIFA war das zuviel der Politik. Sie verbot die Armbinde.

Dass die Spieler sich Gedanken über Diskriminierung machen, ist aller Ehren wert. Spätestens auf dem Platz jedoch muss jeder Gedanke dem Sport gelten, dem Spiel nach vorn, dem Sieg. Dass dies nicht der Fall war, bestätigte nach dem Vorrunden-Aus Offensivmann Kai Havertz: Die unglückliche Armbinden-Geschichte spukte beim Japan-Spiel noch durch die Köpfe der Spieler, gab er zu. Das musste schiefgehen. „Diversity“ und politische Korrektheit schießen keine Tore. Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nicht. Sie war sich nicht zu schade, bei der 2:1-Niederlage gegen Japan mit „One Love“-Binde im Stadion zu sitzen.

Instrumentalisierung der Spieler

Hansi Flick ist bestimmt kein schlechter Trainer. Das hat er als Assistent von Jogi Löw und als Verantwortlicher beim FC Bayern München bewiesen. Auch trägt keiner der Spieler das weiße DFB-Trikot völlig zu Unrecht. Ein echtes National-Team aber bilden sie nicht. Dafür fehlt der Zusammenhalt. Und offenbar auch der Wille, für Deutschland zu siegen. Zwischenzeitlich gab die DFB-Elf das Bild eines von Politik und Medien gehetzten Rehs ab. Die politischen Botschaften, die sie vertreten sollte, überfordern die jungen Spieler. Die Instrumentalisierung hält sie davon ab, ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen. Das muss der DFB kapieren. Sonst wird dieses frühe WM-Aus nicht das letzte gewesen sein.

Frank Brettemer

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Das Unrecht der vergangenen Weihnacht

Es ist alles wieder normal, so scheint es. In vielen Städten sind die Buden und Christbäume der Christkindl- oder Weihnachtsmärkte bereits aufgebaut. An manchen wird sogar schon vor dem offiziellen Adventsbeginn Glühwein ausgeschenkt. „Es ist wieder Normalität eingekehrt nach zwei Jahren Corona-Zwangspause“ freuen sich Menschen in den Berichten der Medien und gehen über das Verbrechen des vergangenen Jahres mit einem großen gleichgültigen Satz hinweg.

Viele Menschen freuen sich, dass die Weihnachtszeit in diesem Jahr weitgehend ohne Corona-Einschränkungen ablaufen dürfte. Wer im Advent 2021 als Ungeimpfter Opfer von Ausgrenzung und Diskriminierung wurde, denkt womöglich anders über die besinnliche Zeit. (Foto: Pixabay)

Nach einem langen Hin und Her waren die Christkindlmärkte im Spätherbst 2021 in vielen Städten und Gemeinden schließlich doch untersagt worden. Begründet wurde dies mit hohen Inzidenzen, die trotz vorangeschrittener Zahlen an Geimpften viel höher waren als 2020, und der als zu niedrig eingestuften Zahl an Impfwilligen. Wie Mahnmale zeigten die halb aufgebauten Stände auf den Rathaus- und Kirchplätzen der Republik auf die Gruppe der Ungeimpften, die von Politik und Medien als Schuldige hingestellt wurden und von zu vielen Menschen auch so gesehen wurden. „Wegen dir können wir nicht wie jedes Jahr Glühwein trinken“, hörten zahlreiche Menschen auf der Arbeit Beruf, im Freundeskreis und selbst in der Familie.

Weithin praktizierte Ausgrenzung

Statt zusammenzurücken, familiärer Besinnlichkeit und Hilfe für gesellschaftlich Benachteiligte, wurde mit jubelnder Billigung der Gesellschaft ausgegrenzt oder zur weithin praktizierten Ausgrenzung zumindest geschwiegen. Es wurde zugesehen, wie um die Märkte, die ausnahmsweise an manchen Orten doch stattfinden durften, Gatter gezogen wurden, die Ungeimpfte oder „Getestete“ aussperren sollten. Es wurde geschwiegen, als Security-Personal vor Ein- und Ausgängen platziert wurde, das akribisch Impf- und Genesenen-Nachweise und QR-Codes überprüfte. Wer diese nicht hatte, wurde fortgeschickt.

In diesem Advent dürften die Christkindl- und Weihnachtsmärkte wieder voll werden. 2021 fanden sie entweder gar nicht statt, wurden abgebrochen – oder es galten Zugangsverbote für Ungeimpfte. (Foto: Pixabay)

Es wurde geschwiegen, als farbige Bänder zur Kennzeichnung der beiden Gruppen vergeben wurden. Doch nicht nur das: Es wurde sogar ehrfürchtig als fortschrittliche Innovation begrüßt – wie eine Urkunde beim Sportwettkampf. Und wer doch Kritik aussprach, tat das leise – mit einem Blick nach links und zwei nach rechts. Denn dieser politischen Richtung wollte man nicht zugeordnet werden. Es wurde weggesehen und gehorcht, als auch noch das Verbot kam, als Geimpfter Ungeimpften Speisen zu kaufen und zu überreichen. Barmherzigkeit und Schenken erhielten so eine ganz neue, fatale Bedeutung. 

Ungeimpfte ausgeladen

Ebenso lief es in den Kirchen. Auch hier war man fast stolz, die neuen Aussätzigen mit dem „falschen“ Impfstatus zu identifizieren und des Gotteshauses zu verweisen. Desinfektionsmittel ersetzte das Weihwasser – zum ganzen Stolz mancher Geistlicher. Statt dem Friedensgruß ein böser Blick und ein Verweis auf 3G, nachdem 2G vielerorts dann doch abgelehnt worden war. Auch in privaten Haushalten gab es Begrenzungen. Nicht selten wollte die liebe Verwandtschaft selbst Nachweise sehen. Oder lud auf Anraten mancher Medien die Ungeimpften gleich ganz aus.

Manch ein Ungeimpfter, der im vergangenen Jahr von der familiären Weihnachtsfeier ausgeschlossen war, dürfte diesmal beim Blick auf die Geschenke unterm Christbaum unangenehme Erinnerungen verspüren. (Foto: Pixabay)

„Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause endlich wieder Normalität.“ Nein, was im vergangenen Jahr geschah, war ganz und gar nicht normal. Ausgerechnet in der besinnlichen Weihnachtszeit, in der Familie und Nächstenliebe im Vordergrund stehen sollten, wurde gespalten. Die Opfer können das weder vergessen noch einfach so darüber hinweggehen. Viele werden in diesem Jahr Stiche spüren. Beim Blick auf weihnachtlich dekorierte Christkindlmärkte, auf Geschenke, wenn der Finger in den Weihwasserkessel eintaucht, bei der Weihnachtspredigt und am Familientisch.

Das Unrecht aufarbeiten

Das muss aufgearbeitet werden. Auch und gerade in den Familien. Mit Verständnis und mancher Entschuldigung. Und indem man hinterfragt, warum man selbst so gehandelt hat. Warum man ausgegrenzt und verurteilt hat. Und man muss überlegen, wie man einem derartigen Unrecht an seinen Mitmenschen künftig begegnen kann. Dann kann Weihnachten kommen.

Felicitas Nowak

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Nationalelf im Zeichen des Regenbogens

Eigentlich wollte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute ein Zeichen setzen. Für Vielfalt und gegen Homophobie. Kapitän Manuel Neuer sollte beim WM-Auftakt des DFB-Teams gegen Japan mit „One Love“-Armbinde antreten. Die Botschaft, für die das Herz in Regenbogen-Anmutung stehen soll: Jede Liebe ist richtig. In der Bundesrepublik kommt das gut an. Auch wenn die Mehrheit „One Love“ eher als Bekenntnis zu Homosexualität lesen dürfte. In Katar und beim Fußball-Weltverband FIFA jedenfalls kommt die Armbinde weniger gut an. Hier steht sie für eine unzulässige Vermischung von Sport und Politik.

„Keine Diskriminierung“

Aus Angst vor drohenden Gelben Karten verzichtete der Deutsche Fußball-Bund letztlich auf die „One Love“-Binde. Stattdessen trug Neuer als Spielführer der deutschen Elf die offizielle FIFA-Botschaft „No discrimination“ am Arm. Also: keine Diskriminierung. Warum dieser klar verständliche Ausdruck weniger aussagekräftig sein soll, erschließt sich nicht. Die Supermarkt-Kette Rewe beendete dennoch ihre Zusammenarbeit mit dem DFB. Der Kölner Lebensmitteleinhändler gibt sich seit Jahren als Unterstützer von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. An nahezu allen Rewe-Märkten prangt die Regenbogenfahne der LGBT-Bewegung.

Die Regenbogen-Fahne steht für die Homo- und Transsexuellen-Bewegung. (Foto: Pixabay)

Beim Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Japan hielten sich die DFB-Spieler symbolisch den Mund zu. Ein Zeichen des Protests gegen (vermeintliche) Zensur durch die FIFA. Beim anschließenden Spiel entwickelte das Team kaum sportlichen Ehrgeiz. Das 1:0 durch Ilkay Gündogan fiel nach einem Elfmeter. Der auf dem Papier weitgehend chancenlose Außenseiter Japan verwandelte den 1:0-Rückstand innerhalb von acht Minuten in einen fulminanten 2:1-Sieg. Am Ende wären für die Japaner sogar noch mehr Tore möglich gewesen. Bundesinnenminister Nancy Faeser verfolgte von der Tribüne aus eine Partie, die dem DFB-Team gewiss nicht zum Ruhm gereicht. Dass es ihr weniger um den sportlichen Erfolg ging, beweist ihr Auftritt. Faeser saß mit der „One Love“-Armbinde neben FIFA-Chef Gianni Infantino, die Neuer nicht tragen durfte.

Aus nach der WM-Gruppenphase

Was Kritiker schon vor Beginn der WM befürchtet haben, beginnt sich nun zu bewahrheiten. Die Nationalelf legt zwar sehr viel Wert auf Diversität und Vielfalt. Aber nicht so sehr auf die Leistung auf dem Platz. Also darauf, worauf es beim Fußball ankommt. Eigentlich. Wenn man den Sport nicht als Bühne für politische Botschaften missbraucht. Die Leistung im Spiel gegen Japan passt also ins Bild einer Mannschaft, die am eigenen sportlichen Erfolg offenbar wenig Interesse hat. Nun droht der deutschen Elf bereits zum zweiten Mal in Folge bei einer WM das Aus nach der Gruppenphase. Sie hätte es verdient.

Thomas Wolf

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Fußball-WM der Heuchelei

Wer an Fußball-Weltmeisterschaften denkt, denkt an sommerliche Stadien, begeisterte Fans, „Public Viewing“ auf sonnenbeschienenen Fanmeilen und eine deutsche Mannschaft, die ihr Bestes gibt, den Titel zu erringen. Dass die Nationalelf mittlerweile nicht mehr zu den Favoriten zählt, ist für Sportfreunde nichts Neues. Dass die WM aber im Herbst und Winter stattfindet – das ist durchaus ungewohnt. Ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn Millionen Menschen sich auf das bedeutendste Fest des Jahres vorbereiten! Wirkliche WM-Stimmung will da nicht aufkommen. Noch dazu gehen nun ab morgen die 32 qualifizierten Teams in Katar auf Pokaljagd, in einem autoritären Wüstenstaat am Persischen Golf. Umstrittener könnte der WM-Gastgeber kaum sein.

Nicht der einzige Kritikpunkt

Das mediale Interesse gilt seit Wochen dem strengen Verbot homosexueller Handlungen in dem islamischen Emirat. Als sei das der einzige Kritikpunkt! Er ist es keineswegs. Allein beim Bau der Fußball-Stadien sollen Schätzungen zufolge Tausende Gastarbeiter gestorben sein. Die Arbeitsbedingungen gelten als verheerend. Doch damit nicht genug: In dem sunnitisch-wahhabitischen Emirat, das im Verdacht steht, den radikalen Islamismus zu fördern, sind Frauen und Andersgläubige weiterhin Benachteiligungen und Diskriminierung ausgesetzt. Christliche Symbole etwa sind in der Öffentlichkeit faktisch verboten.

Das Lusail-Stadion in Katar. In der größten WM-Arena soll am 18. Dezember das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden. (Foto: AFL Architects on Vimeo.com/CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

Die politisch-mediale Kritik, die Katar nicht nur aus Deutschland entgegenschlägt, ist daher verständlich. Trotz der Einengung auf das Thema Homosexualität – die politische Korrektheit lässt grüßen. Katar hat allerdings auch kaum fußballerische Traditionen und ist als Ausrichter eines solchen Großturniers daher denkbar ungeeignet. Erst recht, wenn es aufgrund der Temperaturen in der arabischen Wüste in die kalte Jahreszeit verlegt werden muss. Abgesehen davon bekam Katar die WM womöglich nur zugesprochen, weil zuvor reichlich Schmiergelder ans Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA geflossen waren. 

Doppelmoral der Bundesregierung

Bei aller berechtigten Kritik an Katar – das offizielle Deutschland sollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wenn Katars Außenminister der Bundesregierung eine ordentliche Portion Doppelmoral bescheinigt, hat er damit nämlich völlig Recht. Die deutsche Kritik an Katar ist hochgradig heuchlerisch. SPD-Innenministerin Nancy Faeser macht das Land wegen seiner Homosexuellen-Gesetze nieder. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck dagegen hofiert es als Energiepartner. Über Jahrzehnte lieferte Russland zuverlässig Erdgas nach Deutschland. Seit dem Ukraine-Krieg ist das politisch nicht mehr gewollt. Nun soll Katar einspringen. Um von Russland loszukommen, ist der Politik jedes Mittel recht. Auch wenn dabei die Menschenrechte auf der Strecke bleiben.

„Fanhansa“ mit politisch korrekter Botschaft. (Foto: Timo Ackermann/Lufthansa Group)

Zurück zur WM. Ob die deutsche Nationalmannschaft länger als bis zum Ende der Gruppenphase durchhält? Millionen Deutschen ist das ziemlich egal. Selbst eingefleischten Fans. Für viele haben die Auftritte der DFB-Auswahl ihren Reiz verloren. 2006 beim „Sommermärchen“ im eigenen Land war gefühlt die ganze Republik ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Längst gilt beim DFB, der sich für kaum einen Auswuchs der politischen Korrektheit zu schade ist, die Regenbogenfahne der Homo- und Transsexuellen-Bewegung mehr als die deutschen Farben.

Kein sportlicher Ehrgeiz

Ohnehin geht man bei der Nationalelf offenbar selbst nicht von einem Erfolg bei der WM aus. Die Lufthansa-Maschine, mit der der Kader um Bundestrainer Hansi Flick Richtung Katar gestartet ist, trägt durch seine Aufschrift politischen Wunschvorstellungen weit mehr Rechnung als dem sportlichen Ehrgeiz der Spieler. Sofern der überhaupt vorhanden ist. Die Lackierung des Airbus A330 zeigt elf Figuren, von denen sechs mit dem DFB-Trikot bekleidet sind. Offenbar Spieler und Fans. Fünf der Figuren sind dunkelhäutig – und damit klar überrepräsentiert. Zumindest, wenn man die deutsche Bevölkerung zugrundelegt. Dazu liest man „Diversity wins“ auf der Maschine: Vielfalt gewinnt.

Wenn aber eine vermeintliche Vielfalt gewinnen soll – wie kann dann die deutsche Nationalmannschaft siegen? Will sie gar nicht gewinnen? Reicht es ihr, ein Zeichen der politischen Korrektheit zu setzen? Es wäre ihr zuzutrauen. Vermutlich ist sie zur Zeit zu mehr auch gar nicht in der Lage.

Frank Brettemer

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Furchtbarer Verdacht: Klimaschutz tötet

Die radikale Klimaschutz-Bewegung hat offenbar ihr erstes Todesopfer gefordert. Eine 44-jährige Radfahrerin, die bei einem Unfall in Berlin von einem Lkw überrollt und dabei lebensgefährlich verletzt wurde, ist gestorben. Weil Aktivisten der sogenannten „Letzten Generation“ die Stadtautobahn A100 blockiert hatten, stand ein Rettungsfahrzeug im Stau und war zunächst nicht in der Lage, zum Unfallort zu gelangen. Die verunglückte Frau konnte daher wohl nur verzögert medizinisch versorgt werden. Es ist nicht bewiesen, liegt aber nahe, dass die Frau auch wegen der Protest-Aktion der Klimaschützer sterben musste.

Aktivisten der „Letzten Generation“ haben sich in Berlin auf der Straße festgeklebt. Solche Aktionen können für Unbeteiligte lebensgefährlich werden. (Foto: Stefan Müller/Climate Stuff/CC BY 2.0 via Wikimedia Commons)

Dass ein solcher Fall irgendwann eintreten würde, war zu befürchten. Experten sehen radikale Klimaschützer längst auf dem Weg, eine neue Terror-Organisation wie die RAF zu werden. Dass den Aktivisten, die sich auf Fahrbahnen oder an Kunstwerke kleben, Menschenleben wenig bedeuten, zeigen die Reaktionen auf den Tod der 44-jährigen Berlinerin. Zwar gibt sich die „Letzte Generation“ bestürzt. Zugleich kritisiert sie aber eine „Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze“ in den Medien. Das wahre Opfer also seien die Aktivisten, deren „demokratischer Protest“ delegitimiert werden solle. Einsicht sieht anders aus!

Hochgradig gefährlich

Wie man zum Klimaschutz steht, ist hier unerheblich. Ob man ihn zur Rettung einer womöglich durch Hitze, Dürre und steigenden Meeresspiegel bedrohten Welt für nötig hält – oder darin blanken ideologischen Unsinn erkennt. Wer Leben aufs Spiel setzt, um seine politischen Ziele zu erreichen, ist kein Demokrat, der seine grundgesetzlich verbrieften Rechte wahrnimmt. Nein, so jemand ist hochgradig gefährlich. Ein Krimineller, der über Leichen geht. Er muss mit allen Mitteln des Rechtsstaats bekämpft werden. Die Zeit der Kuschelei mit den radikalen Klimaschützern muss ein Ende haben.

Ein Notarzt löst die Handfläche eines am Asphalt festgeklebten Aktivisten der „Letzten Generation“. (Foto: Felix Müller/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Der Unmut in der Politik scheint nach dem Tod der Radfahrerin groß. Die Aktionen der Klimaschützer stießen nicht auf seinen Beifall, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Dass sich im politischen Umgang mit der „Letzten Generation“ und ihren stillschweigenden Unterstützern bei den „Fridays for Future“ aber tatsächlich etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Ein Machtwort des Kanzlers wie zuletzt bei der Frage nach einer möglichen Laufzeit-Verlängerung der verbliebenen deutschen Atomkraftwerke ist nicht zu erwarten. Zu sehr muss Scholz Rücksicht auf seinen grünen Koalitionspartner nehmen. Und der, so ist zu befürchten, billigt vielleicht nicht die Methoden der „Letzten Generation“. Aber doch zumindest deren Ziele.

Anna Steinkamp

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Das Wohl des Volkes kümmert wenig

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht „raue Jahre“ auf Deutschland zukommen. In einer Rede an die Nation stimmte der Hausherr von Schloss Bellevue die Menschen im Land heute auf einen beispiellosen Verlust von Wohlstand und Sicherheit ein. Deutschland befinde sich in der tiefsten Krise seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990. Damit liegt Steinmeier gewiss nicht falsch. Aber er untertreibt noch: Betrachtet man die Höhe der Inflation, so stellt die gegenwärtige Krise, an der die westlichen Sanktionen gegen Russland einen gewaltigen Anteil haben, die größte seit dem Zweiten Weltkrieg dar. Und ein Ende ist nicht absehbar. Das betont auch der Bundespräsident, wenn er sagt, dass es auch nach diesem Winter „kein einfaches Zurück“ geben werde.

Ein „Epochenbruch“

Den russischen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar nennt Steinmeier einen „Epochenbruch“. Dass ausgerechnet der frühere Bundesaußenminister, der federführend am Minsker Friedensprozess beteiligt war, die Vorgeschichte der Invasion völlig außer Acht lässt, spricht Bände. Steinmeier durfte lange nicht nach Kiew reisen und musste sich vom früheren ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk mehrfach anhören, er sei in der Vergangenheit zu sehr auf russischer Seite gestanden. Der Vorwurf ist angesichts der teils harschen westlichen Kritik am Kreml zwar absurd, in Zeiten wie diesen aber wirkungsvoll. Steinmeier sah sich offenbar gezwungen, den Makel einer (nur vermeintlichen) Nähe zu Moskau abzuwischen. Das ist ihm mit seiner Rede gelungen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch bei Wladimir Putin 2017. Kritiker unterstellen Steinmeier eine Nähe zum Kreml, die zumindest fragwürdig ist. (Foto: Kremlin.ru/CC BY 4.0 via Wikimedia Commons)

Der Bundespräsident hat heute aber noch etwas deutlich gemacht: Wohl und Wehe des deutschen Volkes, das er eigentlich als überparteiliches Staatsoberhaupt vertreten sollte, kümmern ihn wenig. Stattdessen gelobt er der Ukraine weiterhin bedingungslos Unterstützung – und lehnt einen schnellen Frieden mit Russland ab. Was kümmert es, wenn deutsche Haushalte bald ihre Energiekosten nicht mehr stemmen können? Hauptsache, der milliardenschwere Wiederaufbau der Ukraine ist in trockenen Tüchern! Steinmeier setzt damit die Politik der Ampel-Koalition mit anderen Mitteln fort, statt ihr im Interesse der Bundesbürger wortgewaltig Einhalt zu gebieten. Er offenbart sich damit als verlängerter Arm des Kanzleramts: als Ampel-Mann von Bellevue.

Achtjähriger Bürgerkrieg

Aus Sicht der Regierung und ihrer Unterstützer in Gesellschaft und Medien mögen die Sanktionen gegen Russland verständlich sein. Die russischen Angriffe auf die Ukraine, die zivilen Opfer, die möglichen Kriegsverbrechen zu verurteilen, ist nachvollziehbar. Auch für denjenigen, der die „spezielle Militäroperation“ des Kreml nur als verzweifelten Versuch sieht, einen achtjährigen Bürgerkrieg im Osten der Ukraine zu beenden, dem rund 15.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Aber: Jedes Verständnis endet dort, wo das eigene Volk unter den Einschränkungen mehr leidet als der Adressat der Sanktionen.

Dabei müsste all dies nicht sein. Deutschland war historisch – von unrühmlichen Ausnahmen abgesehen – stets bemüht, für einen Ausgleich mit Russland zu sorgen. Michail Gorbatschow sah sein Land als Teil des „gemeinsamen Hauses Europa“. Und Wladimir Putin träumte zu Beginn seiner Amtszeit sogar von einer NATO-Mitgliedschaft der Russischen Föderation. Der Westen aber wollte nicht – allen voran die USA. Die Vereinigten Staaten forcierten stattdessen eine „geopolitische Isolierung Russlands“ bis hin zu einer „Dämonisierung“, betont der Münchner Politologe Günther Auth, Experte für internationale Beziehungen.

Schloss Bellevue, der Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten. Als Staatsoberhaupt soll er politisch neutral und überparteilich wirken. (Foto: A. Savin/CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

So geriet Deutschland zwischen die Fronten eines globalen Konflikts, der seit dem 24. Februar immer offener zu Tage tritt. Weil es der Bundesrepublik als Teil der EU und der NATO seit jeher an nationalem Selbstbewusstsein mangelt, sieht man im politischen Berlin zwar die Interessen der Ukraine und der Amerikaner und würdigt das Sicherheitsbedürfnis Polens und der baltischen Staaten, die sich von Russland bedroht fühlen. Die Interessen des eigenen Volkes aber sieht man nicht – weder im Kanzleramt noch im Schloss Bellevue. Auch das Interesse, das die USA etwa an einer Störung der russischen Energielieferungen nach Mitteleuropa haben, will man nicht sehen.

Versorgungssicherheit nicht gewollt?

Wochen nach den Sabotage-Angriffen auf die beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zeichnet sich nicht nur immer deutlicher ab, dass die Zerstörungen kaum ohne das Wissen und die Zustimmung Washingtons hätten vonstatten gehen können. Nach Ansicht des russischen Staatskonzerns Gazprom steht ebenso fest, dass einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 unbeschädigt ist. Eine Erdgas-Lieferung dürfte sich also technisch ziemlich einfach realisieren lassen. Obwohl das die Versorgungssicherheit wiederherstellen würde, blockt die Bundesregierung ab. Eine Verfügbarkeit sei „aktuell nicht gegeben“, heißt es aus Berlin. Bevor man den Russen Recht gibt, lässt man die Bürger lieber frieren.

Thomas Wolf

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Liberty City ist überall – auch in Deutschland

Waffenverbotszone – alleine schon das Wort lässt einen schaudern. Vor allem, wenn einem bewusst wird, dass es nicht um Bagdad, Kabul oder Aleppo geht, sondern um Deutschland. In Frankfurt am Main nämlich hat die CDU kürzlich vorgeschlagen, in der Innenstadt eine solche Zone einzurichten. Die Christdemokraten meinen, damit für mehr Sicherheit sorgen zu können. Soziale Probleme, die sich nicht selten in Gewalt entladen, gibt es in der alten Kaiserstadt und Wirkungsstätte Johann Wolfgang von Goethes durchaus. Nicht zuletzt eine fragwürdige Zuwanderungspolitik, die Parallelgesellschaften duldet, hat dazu beigetragen.

Gelbes Hinweisschild

In einer Waffenverbotszone, wie sie der Frankfurter CDU vorschwebt, dürfen keine „Waffen und gefährlichen Gegenstände“ getragen werden. Ein gelbes Hinweisschild soll auf das Verbot aufmerksam machen. Das kennt man bereits aus anderen Städten. Abgebildet sind in der Regel eine Pistole, ein Klappmesser, ein Baseballschläger sowie eine Glasflasche. Manchmal sind auch feste Uhrzeiten angegeben. Zum Beispiel von Montag bis Sonntag von 21 bis 5 Uhr in der Wiesbadener Innenstadt.

Mit dem Hinweis, dass Waffen verboten sind, und passenden Illustrationen glauben Politiker in Deutschland, dass der öffentliche Raum wieder sicherer gemacht werden kann. (Foto: Pixabay)

Ganz zu schweigen davon, dass man dann wohl außerhalb der Verbotszeiten bedenkenlos mit Baseballschläger in der Hand, Pistole in der Hosentasche oder Eisenrohr über der Schulter seine Runde drehen darf: Würden Sie sich abends sicher fühlen, wenn Sie beim Spaziergang auf solch ein Schild stoßen? Viel wahrscheinlicher ist doch, dass man den Platz dann erst recht meidet. Denn wenn Waffen hier verboten sind, muss es entsprechend ungute Erfahrungen geben. Offenbar laufen dort gerne Menschen mit Waffen herum. Ob betreffendes Klientel dann wirklich Messer, Schlagring, Baseballschläger oder Handfeuerwaffen brav zu Hause lässt, weil die Stadt es nun verboten hat, darf man mit Recht bezweifeln.

Wenn es so einfach wäre, gäbe es viele Straftaten schon längst nicht mehr. So ist ja in Deutschland vieles verboten – etwa einen Menschen umzubringen oder eine Frau zu vergewaltigen. Hat das aber dazu geführt, dass diese Verbrechen aufhören? Nein! Wer den Drang zu töten oder zu vergewaltigen hat, den hält keine amtliche Vorschrift davon ab. Beim Waffenverbot kommt noch die Frage dazu, was überhaupt als Waffe gesehen wird. Wenn nur Pistole und Co. durchgestrichen ist, heißt das natürlich nicht, dass andere, nicht genannte Waffen – Schwert, Armbrust, Schrotflinte, Sturmgewehr – dann erlaubt wären.

Probleme drastisch überzeichnet

Die netten Symbole auf dem Schild wecken Assoziationen an den Videospiel-Bereich. In der berühmt-berüchtigen Reihe „Grand Theft Auto“ sieht das Waffen-Menü ganz ähnlich aus. „Grand Theft Auto“ ist das, was man gemeinhin „Ballerspiel“ nennt. Soziale Probleme der amerikanischen Gesellschaft sind in der Reihe drastisch überzeichnet dargestellt. „Grand Theft Auto III“, ein Spiele-Klassiker und großer kommerzieller Erfolg, spielt in einer fiktiven US-Großstadt: in Liberty City, dem „worst place in America“. Die Stadt ist ein Zerrbild von New York City.

New York City, die wohl bekannteste Stadt der Vereinigten Staaten. In „Grand Theft Auto III“ werden die negativen Seiten der Metropole überzeichnet. Dort ist die Luft sehr bleihaltig – nicht nur wegen der Autoabgase. Viele Innenstädte Deutschlands nähen sich den Zuständen des Spiele-Klassikers von 2001 inzwischen an. (Foto: Pixabay)

Die verschiedenen Stadtteile werden von brutalen Gangs beherrscht, die auf der Straße mit Waffen in der Hand Präsenz zeigen. Es sind auffälligerweise alles Angehörige ethnischer Minderheiten: Italiener, Chinesen, Japaner, Kolumbianer, Latinos, Jamaikaner, Afroamerikaner – das Spiel kam 2001 heraus, stammt also noch aus der Ära vor Erfindung der „Hate Crimes“. In den Straßen herrscht das Recht des Stärkeren. Die ersten Waffen, die man als Spieler erhält, sind der Baseballschläger und die Pistole.

Messerstechereien und Schießereien

Auch in Deutschland bilden sich mittlerweile mehrere Liberty Citys heraus: Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen, Stuttgart, München. Welche größere deutsche Stadt kennt keine Schlägereien, Messerstechereien oder Schießereien? Erst jüngst gingen wieder Meldungen über eine Schießerei vor einem türkischen Restaurant herum – nicht in einer Metropole, sondern im beschaulichen niedersächsischen Städtchen Stade. Da wurde dann von der Polizei in einem Treppenhaus sogar ein Schalldämpfer gefunden. In Berliner Freibädern dominieren noch Wasserpistolen, dafür fliegen dort aber zunehmend die Fäuste. Liberty City ist offenbar überall.

Was vor wenigen Jahren nur im Roman, Film oder eben im Videospiel möglich war, wird langsam zum festen Bestandteil des Alltags in Deutschland. Inzwischen schockt es einen sogar gar nicht mehr, wenn man von derartigen Fällen liest oder hört. Nur die Resignation bleibt. Im Unterschied zu „Grand Theft Auto“ kann man sich in der Realität nämlich nicht wehren. In Deutschland ist das Waffenrecht besonders scharf. Während sich in den USA jeder Bürger eine Waffe kaufen kann, sind in der Bundesrepublik nicht einmal mehr Schreckschusswaffen wirklich frei verkäuflich. Die Möglichkeit, ohne Probleme an Schusswaffen zu kommen, haben somit nur Kriminelle.

Schilder, die öffentliche Orte als Waffenverbotszonen ausweisen, sind ein sichtlicher Hinweis darauf, dass der Staat dabei ist, vielerorts zunehmend die Kontrolle zu verlieren. (Foto: GeorgHH/CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Ganz ehrlich: Bei wie vielen Schießereien in deutschen Städten waren tatsächlich legal erworbene und ordnungsgemäß angemeldete Waffen im Einsatz? Der Anteil dürfte verschwindend gering sein. Nicht ohne Grund ist seit 2015 ein deutlicher Anstieg des Waffenbesitzes in Deutschland erfolgt. Zumindest haben sich mehr Menschen als sonst den kleinen Waffenschein besorgt, der dazu berechtigt, Waffen in der Öffentlichkeit mit sich zu führen. Das sagt ja deutlich aus, dass sich viele Menschen nicht mehr sicher fühlen. Zu glauben, dass man ihnen mit Waffenverbotszonen ihre Angst nehmen oder die zunehmende Gewalt damit gar vermindern kann, ist eine Illusion.

Kapitulation vor Kriminellen

Dass Städte überhaupt ein Waffenverbot aussprechen müssen, ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass die Staatsgewalt die Probleme nicht mehr im Griff hat. Straftaten, von denen man fast täglich hört oder liest, lassen sich so jedenfalls nicht verhindern. Damit lässt sich maximal verhindern, dass ein Betrunkener jemandem eine Bierflasche an den Schädel wirft. Reine Symbolpolitik also, wie man sie von der CDU häufiger erlebt. Und letztlich eine Kapitulation vor den Kriminellen. Denn sie wissen nun genau, dass ein gelbes Schild mit Hinweisen alles ist, was der Staat gegen sie aufzubieten hat.

Amelie Reinecke

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84 Millionen – Fluch oder Segen?

Aktuelle statistische Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland erneut gestiegen ist: Nun leben im Land bereits über 84 Millionen Menschen. 2020 waren es noch etwas über 83 Millionen. Geschuldet ist dieser jüngste Anstieg den vielen Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland kommen. Aber auch die Zuwanderung aus Afrika und dem Nahen Osten ist noch immer bedeutend. Vor allem über den Familiennachzug gelangen immer wieder Menschen nach Deutschland.

Die Bevölkerung wächst

Demografen atmen auf: Deutschlands Bevölkerung sinkt nicht, sondern wächst weiter. Das Schreckensszenario sinkender Einwohnerzahlen bewahrheitet sich nicht. Erst vor einigen Monaten wurde reißerisch berichtet, in den neuen Bundesländern sei inzwischen das Bevölkerungsniveau von um 1905 erreicht. Die anhaltende Zuwanderung wird nicht nur mit einem angeblich bestehenden Mangel an Fachkräften gerechtfertigt. Ein Mangel übrigens, der trotz Zigtausender Zuzüge nach wie vor besteht. Nein, man will offensichtlich auch die Bevölkerungszahl gleich halten oder sogar steigern.

Das deutsche Handwerk beklagt seit Jahren Nachwuchssorgen. Um den Mangel an Fachkräften auszugleichen, setzt die Politik auf Zuwanderung. (Foto: Pixabay)

Das heißt: Hat man mal eine gewisse Zahl erreicht, darf es nicht mehr darunter gehen. Die Geburtenrate in Deutschland aber ist wie in allen europäischen Ländern niedrig. Auch Osteuropa ist keine Ausnahme. Da die Politik auch nicht durch eine vernünftige Familienförderung Abhilfe schafft, lässt sich die Bevölkerung nur durch immer neue Zuwanderung stabil halten. Damit verändert sich auf Dauer die Zusammensetzung der Bevölkerung.

90 Millionen erstrebenswert?

Diese Entwicklung kann man nun als bereichernd empfinden oder als schockierend kritisieren. Weniger Beachtung findet eine nicht minder bedeutsame Frage: Ist es überhaupt sinnvoll, dass die Bevölkerung des Landes anwächst? Ist es erstrebenswert, dass Deutschland in einigen Jahren vielleicht kurz vor der 90-Millionen-Marke steht?

Interessant ist hierbei ein Blick in die Vergangenheit. Das Deutsche Reich hatte 1937 knapp 68 Millionen Bewohner. Und das bei einer höheren Geburtenzahl und vor allem deutlich mehr Fläche. Man denke an die deutschen Ostgebiete. Im Vergleich dazu leben die Menschen in der Bundesrepublik deutlich beengter. Bevölkerungen wachsen eben grundsätzlich, mag man einwenden. Nur ist auffällig, dass Deutschlands Nachbarn heute bei einer in etwa vergleichbaren Fläche und ähnlichen naturräumlichen Gegebenheiten deutlich weniger Einwohner haben.

Im Vergleich zu den meisten seiner Nachbarländer hat Deutschland eine deutlich höhere Bevölkerungsdichte. (Foto: Pixabay)

Polen hat nur 38 Millionen, Frankreich 68 Millionen – beides deutlich weniger als Deutschland. Wobei auch Frankreich einer sehr starke Einwanderung ausgesetzt ist. Ohne diese wäre die Zahl wohl noch niedriger. Auch das restliche Europa ist ähnlich aufgestellt: In der Ukraine, die größer als Deutschland ist, lebten vor dem Krieg rund 42 Millionen Menschen. Russland als größtes Land der Erde hat nicht einmal doppelt so viele Bewohner wie Deutschland! Die Türkei hat die gleiche Einwohnerzahl wie Deutschland, allerdings deutlich mehr Fläche.

Stichwort: Überbevölkerung

Deutschland fällt, was sein Verhältnis von Fläche zu Bevölkerung angeht, aus dem Rahmen. Stichwort: Überbevölkerung. Bei dem Begriff denkt man meist an Dritte-Welt-Länder, wo durch hohe Geburtenzahlen die Bevölkerung in kurzer Zeit deutlich ansteigt. Bei Überbevölkerung geht es aber nicht um bestimmte Zahlen oder eine konkrete Vermehrungsrate, sondern um die Tragfähigkeit des Bodens. Das heißt: Eine Milliarde Menschen in Indien sind kein Problem, wenn Indien diesen Menschen auch genug Raum bietet und ihre Ernährung sichern kann.

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Wo der Osten schon weiter ist

Vor 32 Jahren endete die Teilung Deutschlands. Um Mitternacht am 3. Oktober 1990 trat jener Vertrag in Kraft, der beide deutschen Staaten nach mehr als 40 Jahren zusammenführte. Oder anders ausgedrückt: der die DDR der Bundesrepublik eingliederte. Denn eine echte Vereinigung, eine Fusion auf Augenhöhe, war die Deutsche Einheit vom 3. Oktober 1990 nicht. Auch die in Artikel 146 des Grundgesetzes vorgesehene Volksabstimmung über eine neue Verfassung fand nicht statt.

„Danke, Gorbi“ haben glückliche Deutsche 1990 auf die Reste der Berliner Mauer geschrieben. Die Wiedervereinigung wäre ohne die Hilfe aus Russland kaum möglich gewesen. (Foto: RIA Novosti archive/image #428452/Boris Babanov/CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Seither ist viel geschehen. Die von Bundeskanzler Helmut Kohl versprochenen „blühenden Landschaften“ sind in einigen Regionen Wirklichkeit geworden, in anderen aber nicht. Bei der Bildung läuft Sachsen den West-Schwergewichten Bayern und Baden-Württemberg zunehmend den Rang ab. Auch wirtschaftlich ist der Freistaat gut aufgestellt. Beispielhaft steht dafür die Marke „Silicon Saxony“. Sie zeichnet Sachsen als Zentrum der Hochtechnologie aus, deren Wurzeln teils in DDR-Zeiten zurückreichen.

Die berüchtigte „Mauer in den Köpfen“ ist merklich kleiner geworden. Das sieht man daran, dass die jüngere Generation meist kein Ost und West mehr kennt. Die deutsche Teilung hat sie nicht erlebt. Oder zumindest nicht wahrgenommen. Es spielt für sie keine Rolle, ob jemand aus Hamburg, Köln oder München stammt – oder aus Rostock, Halle oder Dresden. Ob er Schwabe ist, Rheinländer oder Thüringer. Für die jüngere Generation ist die Einheit zumindest mental vollendet. Das ist gut so.

Von oben herab

Gerade unter „Wessis“, die sich noch aktiv an die Teilung erinnern, ist die „Mauer in den Köpfen“ aber durchaus noch vorhanden. Noch immer ist da die Rede von „drüben“. Von der „Ehemaligen“ oder gar von „Dunkeldeutschland“. Man kennt niemanden aus den „neuen Bundesländern“ und will vielleicht auch niemanden kennen. Man versteht die Mentalität der Menschen nicht und will sie auch nicht verstehen. Daraus resultiert ein Blick von oben herab, der sich einfach nicht gehört. Manch einer war selbst nach über 30 Jahren nicht einmal in einer der Urlaubsregionen in Mittel- und Nordostdeutschland. Ganz zu schweigen davon, dass die Gehälter im Osten noch immer niedriger ausfallen als in den alten Bundesländern. Es ist also noch einiges zu tun.

Ein arbeitsfreier Herbsttag – mehr als das ist der 3. Oktober für die meisten Deutschen nicht. Denn als Nationalfeiertag hat er keine größere Bedeutung. (Foto: Pixabay)

Heute nun begehen Politik und Medien den Tag der Deutschen Einheit. Für die meisten Bundesbürger hat der Nationalfeiertag keine größere Bedeutung. Ein arbeitsfreier Montag, der ihnen in diesem Jahr ein verlängertes Herbst-Wochenende ermöglicht. Mehr nicht. Nach 32 Jahren ist die Freude über die Einheit abgeebbt. Die Sorgen des Alltags lasten schwer auf den Schultern der Menschen. Die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, Kriegsangst und eine angesichts der Krise überforderte Regierung lassen keine Feierstimmung aufkommen.

Friedliche Revolution

Ohnehin ist der Tag der Deutschen Einheit weniger emotional aufgeladen als die Nationalfeiertage anderer Völker. Frankreichs 14. Juli etwa erinnert an den Sturm auf die Bastille. Und in den USA hat der Unabhängigkeitstag am 4. Juli eine viel festlichere Bedeutung. In Deutschland dagegen hängen die Emotionen eher am 9. November, dem Tag des Mauerfalls. Nicht wenige denken dieser Tage an jene Krönung der Friedlichen Revolution von 1989.

Bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gingen im Osten mehr Menschen auf die Straße als im Westen. Dies ist auch bei den aktuellen Kundgebungen der Fall. Im Bild: eine Querdenken-Demo in Leipzig 2020 (Foto: Roy Zuo/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Heute gehen wieder Zigtausende auf die Straßen. Vor allem im Osten. Weil der von der hausgemachten Krise besonders betroffen ist. Hier ist man mehr als anderswo von russischer Energie abhängig. Allem Gerede vom Missbrauch der Krise durch die politische Rechte zum Trotz – friedlicher Protest gehört zu den höchsten Gütern einer Demokratie. Vor allem in einer Situation wie dieser, da eine kopflose Politik das Land gegen alle Vernunft weiter in die Rezession treibt. Die Menschen im Osten haben das begriffen. Und auch, dass man durch Protest etwas bewirken kann. Damit sind sie weiter als die meisten ihrer Landsleute im Westen.

Frank Brettemer